Hallo Lan,
schön dass Du den Weg zu uns gefunden hat.
Als jemand, der aktiv in der Befunkung von 3-4 Unterkünften im Bereich von je 50 bis 300 Personen heftig involviert ist muss ich Dir leider sagen:
Auf zu Zusagen von Providern, sie könnten an Standort x etwas schalten: Nichts drauf geben bis es wirklich geschaltet ist. Und dann schauen, was wirklich ankommt am Modem. Und dann auch abends und nicht nur vormittags.
Denn diese Unterkünfte zeichnen sich dadurch aus, dass eben nicht je ein Nachbar A links und Nachbar B rechts mit exakt gleicher Kabelführung, die schonbeim Provider (oder in der Telekom-Datenbank) sind und man daher annehmen kann, das bei C in der Mitte dann wohl auch soviel herauskommen wird.
Meist ist da nämlich nur grüne Wiese. Oder das Haus war schon kurz vor der Entkernung und Rückbau bevor dann Geflüchtete untergebracht werden.
Besonders tun sich da die KabelTV-Anbieter hervor, die erst große Zusagen geben mögen. Und sich sogar über das Dutzend Schaltaufträge freut wie ein Schneekönig (zumindest der Vermittler).
Nur das bittere Erwachen kommt, wenn 4 Monate später und viele Bauherrenantragsformulare später nach wie vor erst ein einziger Anschluss geschaltet ist. Und es angeblich immer nur „2 Meter aufgraben“ liegt, was aber gerade zufällig nicht ginge.
Und so bitter es klingt, aber die Telekom (gern auch in der Conster-Inkarnation) ist Herrin über das meiste Kupfer. Die Mitbewerber mögen das mit dem Magenta-Verein gut hinbekommen wenn im „Sonnenweg 5a, Etage 4 links“ geschaltet werden soll, wo vorher schon Oma Müller wohnte.
Aber wenn es um Sonderwürste mit latent fehlerhaft dokumentierten Kabelwegen und Fernaufschaltungen in halb vergessenen Gewerbegebieten und ehemaligen Schullandheimen geht: Da kann man sich bei den Mitbewerbern gleich einsargen lassen, weil die das mit der Telekom kaum koordiniert bekommen. Die Telekom braucht zwar auch 2-4 Technikerbesuche, kann aber dann schlecht mit dem Kunden Pingpong spielen, es würde ja auf sie selbst zurückfallen.
Und der Rest: Du fokussierst Dich natürlich erstmal primär auf die Uplinks.
Nur faktisch ist das das noch das kleinste Problem.
Das wirst Du merken sobald Du die Uplinks hast.
Denn zu 700€ für’s Jahr an Uplink kommen nochmal mindestens 1500€ Euro Material, was es zu installieren gilt. Und das wenn man es billig macht. Wenn man es „Carriergrade“ machen möchte, dann gleich Faktor 10. Ist dann aber auch doppelt so schnell hinterher. (Nein, das ist kein Tippfehler, das meine ich jetzt wirklich so.)
Und unter 70 Arbeitsstunden solltest Du eine Einrichtung auch nicht kalkulieren, wenn Du alle Vorbesichtigungen, alle Gesprächstermine, die 2-3 vollen Installationstermine, das Bugfixing und die Feinjustage mit einrechnest. (mit einem Team was keine Übung hat: gern auch das Doppelte. Wenn ihr Euch noch streitet und Grundsatzdiskussionen führen möchtet und in verschiedene Richtungen zieht, dann auch gleich das Dreifache.)
Ach ja, erwähnte ich, dass es ohne ein hoch motiviertes Team nicht geht? Und zwar eines, was auch in der Lage ist, mit Fluktuation zurechtzukommen, also stets neue Leute mit ins Boot zu holen wenn andere entnervt aufgeben oder Lebenspartner zur Ordnung oder Arbeitgeber zu Überstunden oder Dienstreisen rufen.
Ach ja, und im Gegensatz zu normalen Freifunk-Routern, die maximal 5% von dem zu nutzen pflegen an Bandbreite, was „da“ ist: Unterkünfte nehmen alles was die Leitung hergibt. Ist auch normal, wenn 300 Leute an 25MBit/s hängen.
(Kannst auch gern 50, 100 oder 200 MBit/s hineinschreiben. Verbraucht sich auch…)
Und dann kommen die Kosten im Headend dazu: Ein VPN-Server für rund 500€/Jahr schafft rund 150-300MBit/s, wenn er als 500MBit/s an 1Gbit/s-Port ("250MBit/s garantiert) beworben wurde.
Du darfst Dir also wenn Du nicht überbuchen willst, für je 3 große Unterkünfte den nächsten Server einkalkulieren.
(Natürlich überbuchen alle und sagen dann „mit L2TB wäre alles viel besser“. Geht aber am Problem vorbei: Der Traffic muss am Server zweimal über die Lankarte.)
Wenn Du also Unterkünfte mit 200MBit/s anbindest, dann kannst Du für jeden gleich einen VPN-Server dediziert mit dazubuchen… egal ob nun L2TP oder FastD… das Problem ist die Menge an Traffic die der RZ-Vermieter bietet, wenn es um „Dauerstrich 24/7“ geht.