Eine subtile Art der Diskriminierung der Freifunk-Bewegung durch die Telekom

Hallo zusammen,

für ein lokales Projekt („Funkzelle“) habe ich versucht in Erfahrung zu bringen, ob wir eine alte Telefonzelle von der Telekom kaufen können, um darin einen Freifunk-Knoten aufzubauen.

Grundsätzlich bietet die Telekom ihre alten Telefonzellen zu Preisen von 300,- EUR (grau/magenta) und 450,- EUR (gelb) an Selbstabholer in Berlin an, z.B. um sie in den Garten zu stellen oder sonst was damit anzustellen. Es sei denn, man erwähnt bei der Anfrage, dass man von der Freifunk-Community ist, was man als tunlichst vermeiden sollte. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Lest selbst:


Von: Christoph H… <…>
Betreff: Kauf gebrauchter Telefonzellen
Datum: 24. März 2015 21:26:08 MEZ
An: info@telekom.de

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit großem Interesse hab ich den Artikel auf „Der Westen“ vom 02.05.2014 gelesen, in dem es um den Abverkauf alter Telefonzellen an Privatleute ging. Für unsere Initiative „Freifunk“ suchen wir die Möglichkeit, WLAN-Hotspots im öffentlichen Raum aufzubauen und haben für diesen Zweck an die Nutzung alter Telefonzellen gedacht.

Können Sie mir mitteilen, was eine alte Telefonzelle (weiß/lila oder gelb) kostet und wo man diese ggf. abholen müsste?

Mit freundlichen Grüßen,
Christoph …


Von: Betina.K...@telekom.de
Betreff: AW: Kauf gebrauchter Telefonzellen - Initiative „Freifunk“
Datum: 1. April 2015 12:46:29 MESZ
An: <…>

Sehr geehrter Herr H…,

vielen Dank für Ihr Interesse an gebrauchten Telefonhäuschen.

Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass wir die gebrauchten Häuschen zwar für zahlreiche Zwecke verkaufen, keinesfalls aber für die Nutzung als öffentliches Telefon oder für die Verbreitung von WLAN-HOTSPOTS im öffentlichen Raum. Dies wäre auch vertraglich nicht umsetzbar.

Mit freundlichen Grüßen
Betina K.
TELEKOM DEUTSCHLAND GMBH
Zentrum Mehrwertdienste - Öffentliche Telekommunikation
Strategisches Marketing
Godesberger Allee 83-91, 53175 Bonn
+49 228 181-… (Tel.)
+49 228 181-… (Fax)
E-Mail: betina.k...@telekom.de
www.telekom.de
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Super verplappert.
Ihr habt nicht mitbekommen dass die Telekom in die verbliebenen Telefon-Marterpfähle auch Hotspots einbaut?

Naja, jetzt wird halt zukünftig im Kaufvertrag stehen, dass man da keine Konkurrenz-Hotspots installieren darf… Für alle…

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Nachdem die Telekom nun schon das fon Projekt für sich Deutschland weit annektiert hat, würde sie sich damit ja selbst Konkurrenz machen. Die Telefonzellen sind bei uns hier fast alle mit hotspots ausgerüstet, telefonieren habe ich da schon ewig niemanden gesehen, ich denke die dienen ausschließlich als Hotspots für Dauer-Werbezwecke. Auch wenn die Meisten überlastet sind, sobald mehr als 10 Personen damit versuchen zu surfen.

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First rule of Freifunk, you do not talk about Freifunk :smiley:

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Hallo Andreas,

ich verstehe den Mehrwert Deiner Antwort vermutlich nicht ganz. Möchtest Du mir jetzt ein schlechtes Gewissen machen? Wenn es darum geht, die Idee oder das Vorgehen zu kritisieren, kann man das sicherlich auf eine angemessene, konstruktive und un-polemische Art machen.

Deine inhaltliche Kritik habe ich verstanden, und muss zugeben, mir keine Gedanken darüber gemacht zu haben, dass die Vewertungsstelle für ausgemustertes Equipment tatsächlich auch so weit denkt, die Verwendung alter Telefonzellen für den Aufbau von Hotspots auszuschließen.

Also, vielleicht magst Du beim nächsten Mal die Form Deiner Kritik überdenken, bevor Du postest. Leute können sich durch eine solche Art der Äußerung aus dem Forum ausgegrenzt und nicht willkommen fühlen. Und beim nächsten Mal bleibt dann eine gute Idee vielleicht unbekannt, da man ja befürchten muss, beim Posten seiner Idee hier im Forum angegangen zu werden.

Danke für Dein Verständnis.

Viele Grüße,
Christoph

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Unabhängig davon, ob es der Telekom gefällt oder nicht, halte ich das für eine schlechte Idee.

Die Telefonzellen, egal, wie man sie lackiert, erinnern von Design her stark an die Telekom oder die alte Post. Freifunk kann man viel subtiler mit Outdoorroutern an Gebäuden aufziehen. Ein paar Hunderter für so eine hässliche Telefonzelle hinzulegen, ist reine Verschwendung.

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Ich habe bewusst eine sachliche Kritik geäußert.
Zumindest würde ich einen persönlichen Angriff anders formulieren. (Dieser lag mir hier jedoch fern)
Für den Fall dass Dir das jetzt zu direkt ausgesprochen sein sollte: Meine Kritik an dem Vorfall war durchaus als solche gemeint und sollte auch so verstanden werden.
Dass Ihr davon offen sprecht finde ich in jedem Fall lohnenswert. Denn davon können in der Tat -wie von Dir geschrieben- andere lernen.

Ich verstehe nicht ganz warum Freifunk diskriminiert wird. Es werden doch alte Telefonzellen abverkauft im CD Magenta oder Postgelb, die man bei sich auf dem Privatgrundstück aufstellt. Es wird doch nicht ein Standort im öffentlichen Raum verkauft/verpachtet, der im übrigen nicht so günstig wäre. Ich kann gut nachvollziehen, dass die Telekom nicht möchte, dass ein Kasten, der so aussieht wie ihre Telefonzelle, dem Konzern „schlechten Ruf“ bereitet, egal ob da jetzt ein FF-Knoten, ein Getränkeautomat oder Toilettenschüssel untergebracht ist. Dies regeln die bestimmt im Verkaufsvertrag, bei dem man bestimmt einige Freiheiten mit dem gekauften Häuschen das zu machen, was man als Eigentümer möchte, vergessen kann. Dies ist somit ein Gegenstand mit DRM für den Privatgebrauch. Ich glaube, da wird dann jeder „diskriminiert“, der das Teil irgendwie öffentlich weiter nutzen will und nicht nur FF.

Vielen Dank für das Teilen deiner Idee.

Als Freifunker haben wir bereits Freifunk-Zellen (so wurde eine FF-Gemeinschaft im Rheinland genannt) und bestimmt haben ein paar Eingeweihte die Möglichkeit so ein Teil zu drucken – in Farbe und bunt. Jetzt muss die Stadt noch mitspielen und das als Stadtmöbel aufstellen.

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Wir sind ja hier in einem öffentlichen Forum, daher möchte ich niemanden auf dumme Gedanken bringen…
Spannend wäre schon, wie das denn mit dem Weiterverkauf ausschaut. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich da eine längere Haftungskette ergibt.

Mal etwas zum Hintergrund dieser „Freifunk-Zelle“ und der Sache mit den Telefonhäuschen:

Wir nehmen mit der Wittener Freifunk-Community an einem Ideen-/Förderprogramm teil, das die Stadt (speziell ein sich gerade zum neuen Studenten- und Kulturviertel entwickelnder Kiez) und ihre Bewohner voran bringen soll. Unser Beitrag besteht darin, dass wir dort eben „Freifunk-Zellen“ aufstellen wollen, um die noch vorhandenen Lücken im Freifunk-Netz zu schließen. Daher kam die Idee, die Telefonhäuschen zu nutzen. Nun werden wir die Zellen aber aus Holz o.ä. bauen lassen.

Konkret planen wir drei Arten von Zellen:

  1. Solarbetriebene, autarke Zellen, die in Form von Säulen von Künstlern gestaltet werden sollen, und die tatsächlich -falls möglich- im öffentlichen Raum stehen sollen.

  2. Gleiche Bauart, aber mit höhenwertigen Outdoor-Routern und „echter“ Stromversorgung, Einsatz bei Bedarf zum Beispiel auf Festen oder Kirmes etc.

  3. Zentrale „Zelle“ mit 4-6 Sektor-Antennen, die auf Festen oder großen Plätzen als „Spinne im Netz“ aufgestellt werden kann und einen Uplink bekommen soll (z.B. mittels nahem DSL-Anschluss oder mit eigenem LTE-Router)

Alle Zellen sollen von Künstlern gestaltet werden, und zusätzlich zum reinen Freifunk-Equipment auch jeweils einen RasPi eingebaut bekommen, für mögliche „Spielereien“ oder spontane Projektideen.

Wir haben den Projektantrag eingereicht und sind nun gespannt, ob wir die beantragten Fördermittel zum Bau dieser Zellen gewinnen werden. Es gibt eine öffentliche Präsentation unserer Idee und eine anschließende Abstimmung der Anwohner des Wiesenviertels (so heißt das Viertel hier in Witten) auf dem sogenannten „Schwarzmarkt“.

Sobald unsere Projektseite auf http://www.schwarzmarkt-witten.de/ freigeschaltet wird, poste ich mal den konkreten Link. Bis dahin könnt ihr aber gerne mal vorbeischauen, was in dem Viertel sonst noch so geplant ist.

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Ist das die?

Fast. Unser neues Projekt wird eine Ergänzung dazu. Dafür gibt es dann auch eine neue Seite. Wir haben nur keinen Einfluss darauf, wann die online geht, denn der Antrag ist jetzt schon seit drei Wochen eingereicht.

Da der „Schwarzmarkt“ aber auch von Freiwilligen betreut wird, kann es schon mal etwas länger dauern, bis sich da was tut. Kennen wir ja von uns allen irgendwo. Zu viel zu tun, so wenig Zeit… :wink:

Im Gegensatz zur umgebauten Telefonzelle gefällt mir das Projekt richtig gut!