Erfahrungen mit nano locco m2 über 300m

hallo spezies. ist es realistisch mit einer nano locco m2 bei sichtkontakt eine strecke von 300m zu den clients (handy, tablet) aufzubauen? hab mal gelesen, die streut wie ein rundstrahler. gibts da erfahrungswerte?
danke euch.

Das Problem ist nicht das Streuen, sondern die Hör-Reichweite der Loco.
Dein Szenario funktioniert perfekt, wenn die Zahl der anderen Netze, die die Loco hört klar unter(!) 10 ist.

iwinfo client0 scan |grep ESSID|grep -v Freifunk|wc -l

Problem ist: Airtime-Fairness: Seit ETSI300.328 gilt: Solange ein Empfänger andere hört, darf er nicht senden. Und wenn „er“ (die Loco) gut/weit hört, die anderen (Fritzboxen hinter den Schreibtischen) jedoch kaum jemanden, zumindest nicht gegenseitig: Die Fritzboxen brabbeln alle munter in ihren Karnickelbuchten mit ihren lokalen Clients… und die Nanostation auf dem Turm hört das alles und wartet… und schweigt.

Und damit nicht „alles“ getötet wird: Wenn gar kein Platz ist, dann darf nach besagter Norm mit 10% der Nominalleistung (etwa 10mW) gesendet werden, auch wenn andere funken. Oder aber die Nanostation beschränkt sich auf einen Erlang von 0,1, sendet also maximal 10% der verfügbaren Zeit. Was die verfügbare Speed auf etwa 1/20stel reduziert, da der Verwaltungsoverhead (Client-verwaltung) kaum gekürzt werden kann und trotzdem laufen muss, auch wenn keine Nutzdaten fließen.

Dazu kommt, dass die Mobilgeräte natürlich senden, wenn sie selbst „frei“ hören… was aber natürlich oft nicht stimmt für den AP (die Loco)… denn sie hören z.B. „die Fritzbox 200m weiter hinterm offenen Wohnzimmerfenster bei den Müllers, in freier Sicht“ nicht. Dann senden das Handy und die Fritzbox gleichzeitig, eben weil das Handy die Fritzbox gar nicht „sieht“ („hidden station problem“). Bei der Loco kommt jede Fritzbox aber vielleicht viel stärker an als das Handy unten auf der Straße. Das Paket geht also verloren, das Handy wartet also erstmal einen Timeout ab (dauert) und versucht es dann nochmal. Und mit etwas Pech sendet es dann gleichzeitig mit dem Speedport bei den Schulzes, der ebenfalls besser bei der Loco ankommt…
Bei 30+ Geräten und den effektiv verbliebenen 3 wirklich kollisionsfreien Kanälen im 2,4GHz-Band (und den TrottelInnen, die ihre Router z.B. mit HT40 auf Kanal 3 stellen) werden die Chancen immer schlechter.

Die Funkbänder sind voll und es laufen zu viele Clients herum, die schlicht nach ihren bekannten Uplinks suchen und damit allein Frequenzen „auf Distanzen“ verstopfen.

Sprich: Wenn Du ein Freibad in Pusemuckel versorgen willst: geht.
Wenn Du das in einer Wohngegend oder einem Gewerbegebiet in Iserlohn versuchst, dann wird das der totale Reinfall, die Clients werden kaum mehr als DHCP hinbekommen auf Entfernungen >100 Meter.

(Und wenn Du vor einem Appartment-Block stehst, dann darfst Du Dich bei „3MBit/s netto auf 50m Reichweite“ der Loco bereits freuen. Dann hast Du schon ziemlich viel „richtig gemacht“ bei dem Setup. Und das mit dem „Freuen“ ist mein voller Ernst.)

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Sehr anschaulich dargestellt! Respekt, @adorfer.

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na ok, das ist nachvollziehbar. ich hab schon 6 funkende service stationen im haus. die sind für wasseruhren & heizung zuständig. nun weis ich nicht, wie die arbeiten. senden werden die sicherlich nur in gewissen abständen. ich ignorier die mal. was wäre denn die alternative zur locco? eventuell eine cpe? die sind ja deutlich tauber, allerdings dann auch gegenüber den clients. oder meint ihr, das wird so auf 300m garnichts. leider ist es unmöglich vor ort einen knoten anzubringen.

Selbst mit einer Rocket M2 dürfte das eng werden. 300 m sind unter Idealbedingungen schon die Grenze, sobald es nur leichte Störungen gibt, dürfte das ohne Richtfunk auf beiden Seiten nicht machbar sein.

Grüße
Matthias

  • mit dem AP so tief wie möglich gehen, um den Horizont so weit zu reduzieren, dass es „gerade mal“ reicht
  • mit dem AP in eine Nische gehen, so dass er nach Möglichkeit nur Nutzrichtung hören(!) kann.
  • mit dem AP auf eine (Flach-)Dachfläche „nach hinten“ gehen damit der Nahbereich (Wohnungen, Straße) so gut wie möglich ausgeblendet werden.
  • Sendeleistung des APs(!) so weit reduzieren, dass die Clients auf „volle Sendeleistung“ schalten, in der Hoffnung die Gegenrichtung „zu schaffen“.

Und wenn dann „exakt in der Nutzrichtung“ in einer Wohnung mit Fensterscheiben aus den 1970ern ein Amazon-Firestick mit eine alten Fritzbox Netflix schaut, dann hast Du trotzdem verloren… Der eine ist taub, der andere auf einem Wifistandard von „vor 2015“: Die kennen dann keine Gnade…

hm, keine guten aussichten, aber wohl nicht unmöglich…umso mehr ist mein ehrgeiz geweckt. hier aufm land ist es noch recht ruhig im 2,4 ghz netz. ich versuch das mal zu realisieren. im schlimmsten fall, hab ich was dazu gelernt. mal noch was am rande. die cpe 210 soll ja etwas taub sein, was clients angeht. wie sieht das im mischbetrieb mit ner locco m2 aus? auf der karte hab ich schon gesucht. allerdings sieht man ja die ausrichtung nicht.