Freifunk: Bürgernetz als Rettung für Ländliche Gebiete?

Soeben davon gelesen, dass durch die Umstellung auf IP-Technologie der Telekom in manchen ländlichen Gebieten es nur noch analoge Telefonie gibt, für DSL sind die Leitungen nicht geeignet (zu lang?) Wäre hier Freifunk nicht ideal? Nen Haufen Glasfaser unters Feld vom Bauern packen, das an einem Ende zu nem Uplink findet (ähnlich beim CCCamp) und am anderen Ende im Dorf endet, wo via Mesh die einzelnen Router in den Häusern ins Freifunk-Netz finden.

Was haltet ihr von der Idee? Utopie (zu teuer?) oder umsetzbar?

nur noch analoge Telefonie gibt, für DSL sind die Leitungen nicht geeignet

Moment, was hatten die denn vorher? ISDN? (Weil sonst sehe ich die Verschlechterung nicht, wenn die eh kein DSL hatten.)
Ich hab bisher nur von dem Problem gehört, dass Leute ihr analoges Telefon oder ISDN verloren und IP-Telefonie aus verschiedenen Gründen nicht haben wollten.

Aber ja grundsätzlich funktioniert sowas natürlich, auch ohne Freifunk-Branding dahinter.

1 „Gefällt mir“

Moin,
Buddeltiefe bis zu zwei Meter tiefe musst du einplanen um in irgendeinem Acker was zu verlegen, sonst ist es regelmäßig kaputt, wenn man jemanden zur Kostenübernahme findet macht es auch die Telekom.
Pauschal - da wenn vzk Leitungen auf VDSL umgestellt werden zerbröseln die das ADSL Signal, ADSL von der Reichweite her bis zu 6 km machbar (384kb) je nach Leitungsquerschnitt und Qualität.
Vdsl macht früher schlapp (bzw der Modulationskram der neue), analog (IP wird in hvt/kvz auf analog gewandelt) stört da nicht.

1 „Gefällt mir“

Naja also sowas ist schon möglich. Eventuell braucht es ja je nach Geländebeschaffenheit nicht Mal Glasfaser sein. Richtfunk könnte dafür durchaus auch gehen und man hat halt deutlich weniger Verlegearbeiten.

Jedoch müssen das halt schon fast alle betroffenenn das wollen, sie müssen selber mit anpacken und es halt auch finanzieren.
Auch braucht es Unterstützung in der Lokalpolitik, da man ja vermutlich irgendwo dann schon Mal (bei Glasfaser) unter einer Straße durch muss und sowas ja genemight werden muss.
Möglich ist es. Aber schon ziemlich aufwendig. Und ich würde da wirklich erstmal (falls irgend möglich) mit Richtfunk arbeiten. Schon allein um das Konzept der Versorgung im Dorf zu testen reicht das. Und vermutlich reicht es auch auf eine sehr lange Zeit.

1 „Gefällt mir“

Hallo zusammen,

in Kontext des Threads sei einmal auf die Evernet Genossenschaft` verwiesen, welche seit Jahren ein Dorffunk in einer ländlichen Region in Thüringen anbietet.
Im Freifunk Radio 49 wird über die Erfahrungen berichtet.

https://radio.freifunk.net/2017/05/10/ffradio049-dorffunk-in-thueringen/

In einer Schwarzwald Gemeinde, welche eine ideale Lage für Richtfunk hat, habe ich ähnliche vor 1-2 Jahren versucht zu starten Hier stand die Angst der Kommune dem Ausbau entgegen, das damit die etwaige Förderung von Land für den Glasfaserausbau bis 2025 gefährdet wird. Da ich leider nicht vor Ort bin, habe ich es bei dem einem Anlauf und einem PoC belassen.
Ein Interesse seitens der Anwohner bestand jedoch.

LG

1 „Gefällt mir“

Nichts.

  • Entweder wird es Bastelkram, auf den Menschen sich nicht verlassen können. (Und allenfalls nur der Versenkung von Fördergeldern bei Feierabend-Bastelnden dient, was den Ruf von Freifunk in der Politik weiter beschädigt.)
  • oder es wird kollektive Selbstausbeutung der Freifunkenden.

Oder anders: Die primäre IP-Anbindung von Siedlungen ist etwas, auf das die dort lebenden Menschen angewiesen sein werden in Zukunft. Und das muss eine zuverlässige Dienstgüte bieten.

Oder um mal selbstkritisch zu sein:
Die Strukturen von durchschnittlichen(!) Freifunk-Communities geben ein solches Projekt nicht her.

  • finanziell
    • Anschubfinanzierung (100% Förderung, 0% Eigenkapital sorgt für maximal Anfälligkeit wenn nur irgendwo etwas vergessen wurde auf den Anträgen)
    • Rückstellungen (Wenn man keine Gewinne hat, dann kann man Verluste/Fehlschläge nicht dorthin buchen)
    • buchhalterisches KnowHow (Finanzamt, Rechnungslegung, Nachweis der Mittelverwendung, Zahlungsausfälle bei „KundinInnen“)
  • noch langfristig organisatorisch
    • Lebenswege der Beteiligten
    • zuverlässige Nachwuchs-Rekrutierung
    • Umgang mit Nutzenden (deren Erwartungshaltung, menschliche Faktoren seitens Admins die unbezahlt in der Freizeit tätig sind und im Kundenkontakt evtl. ungeübt.)

Was Freifunkende mit entsprechendem KnowHow tun können:

  • kommunalen IT-Abteilungen erläutern, was geht und was eher nicht (um das böse „Consulting“-Wort zu umschiffen)
  • eigene Firma aufmachen (in jedem Fall: mit regulär bezahlten Angestellten, nicht nur als 2-Personen-Betrieb von zwei Chef-Nerds. Und falls sich das nicht sicher rechnet oder oversized erscheint, dann ist es kein tragfähiges Geschäftsmodell.)
  • sich bei der der Kommunal-IT einen Ruf als „freischaffende IT-Clowntruppe von erstaunlicher Zuverlässigkeit“ erwerben und dann Narrenfreiheit samt informellem Budget zugesprochen zu kommen. Ab dann formlos hier und da einzuspringen bei Projekten, die anders nicht zu stemmen sind. (klappt nach meiner Erfahrung nur in Gemeinden unter 20k Einwohnern.)
2 „Gefällt mir“

Ich denke auch, da sollte man eine Firma in Absprache mit den Interessenten aufmachen und die Kosten konkret durchrechnen. Es wird nicht günstig. Das muss allen Beteiligten klar sein.

Wenn ein Wasserturm oder sonstiges hohes Gebäude vorhanden und nutzbar ist, von wo aus man überall Sichtkontakt zu hat (vor allem zu einem Standort, wo gutes Internet ankommt), gestaltet sich das einfach. Wenn kein Strom vorhanden ist, PV drauf. USV sollte bei sowas sowieso immer dabei sein.
Wenn Glasfaser gelegt werden soll. Bundeswehrglasfaser hinlegen, wo es niemanden stört. Ist auch nicht schlimmer als die völlig bescheuerte Idee der Telekom, Glasfasern über Holzmasten und Bäume wie in der 3. Welt und den USA zu verlegen, die kaputtgehen, wenn mal jemand gegen den Mast fährt oder ein altersschwacher Baum umfällt.

1 „Gefällt mir“

Du willst für sowas eine (kommerziell gestützte) Multi-GBit-Anbindung, das redundant, letztlich wirst Du dafür selbst ISP werden. Das kann durchaus ein Dorfverein sein, siehe WLAN-Skynet Landnetz e. V. — ob man dann im Ort für Gäste Freifunk andockt, ist eine andere Frage, aber Freifunk sehe ich nicht als Grundversorgungslösung. Man bedenke, daß die größeren Freifunk-Backbones (FFRL, FFNW, …) i. d. R. aus gesponsorten Ressourcen gespeist werden — ob die Telekom das so toll fände, wenn eine über sie (via Community-IX) versorgte Freifunk-Community ein Ortsnetz in Konkurrenz zu ihr aufbauen würde, darf bezweifelt werden.

Ansonsten siehe auch, was @adorfer schrieb über Selbstausbeutung …

Hi

wir helfen aktuell hier jemanden damit er sich selbst helfen kann (= er betreibt seine Sache selbst bekommt von uns nur Transit):

https://network.cdresel.de/vom-unterversorgten-buerger-ueber-rfzdf-bis-nach-rfnix/

Wichtig ist, das man ihn das nicht „verkauft“ sondern er seinen Teil selbst macht und sich an unser Netz anschließt. Genauso gibt er es den Nachbarn weiter usw…

Der Beitrag ist etwas veraltet, mittlerweile ist alles in Betrieb, die RF Strecke schafft 200Mbit, der Uplink im FabLab Nbg allerdings nur 100Mbit was aktuell die Grenze ist. Wir warten dann mal auf #rfnix :wink:

Unser lieber Tim ist total glücklich das er nun schnelles Internet hat :slight_smile:

https://twitter.com/TopperDEL1234/status/1167110832490188800

Wichtig natürlich, alles nach PPA, keine Verfügbarkeitsgarantie usw. Das muss man den Leuten dann auch sehr klar und deutlich erklären („Dann kann ich meinen lahmen DSL Anschluss ja kündigen“ „nene stop stop… davon rate ich dringend ab weil…“)

Gruß

Christian

1 „Gefällt mir“

Speziell was diesen Aspekt angeht: es kann ja von Grundversorgungslösung kaum eine Rede sein. Das ist ja wohl dennoch immer nur eine Notversorgungslösung. Und wenn zB im Ddorfer Stadtgebiet und keineswegs Randzone nur 16/1 geht für ein kleines Startupareal und die DTAG und andere nicht in die Hufe kommen, so kann ja hier kaum von Konkurrenz die Rede sein. Das ist Erfüllung von Daseinsvorsorge, die insbesondere der DTAG obläge. Und auf dem Land ist das ähnlich. Wir müssten denen ja quasi diese letzte Meile in Rechnung stellen. Evtl mal vorsorglich der BnetzA einen Disclaimer schicken, falls da jmd vorstellig würde.

Richtig, Freifunk ist keine Grundversorgungslösung.