Gibt es Freifunk ohne Ideologie?

Am Rande der letzten Jahreshauptversammlung des Förderverein Freie Netzwerke e.V. (welcher die Domain Freifunk.net betreibt) ist im letzten Jahr ist folgender Satz gefallen:

Freifunk war immer politisch, aber auch immer Parteineutral.

Ich denke dieses Statement trifft diesen Punkt ganz gut.

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Leider nicht wirklich, denn die Aussage ist halt so schwammig wie sie eben nur geht.

Ja man ist politisch, aber in welcher Hinsicht? Kannst du das gegebenenfalls präzisieren? Würdest du deinen Vorrednern widersprechen, oder war alles was bis jetzt hier gesagt wurde, so für dich in Ordnung?

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Die Antwort ist Nein und das ist gut so.

Ich habe 6 Beiträge in ein neues Thema verschoben: Differenzen zwischen Librefunk und dem VffN

Auch hier bitte würde ich mir das ein wenig genauer wünschen. In welchem Maße soll Freifunk ideologisch sein. Würdest du den bisherigen Posts hier zustimmen?

(Sorry, wenn ich euch gerade so die Infos aus der Nase ziehe, aber ich möchte mich ein und für alle mal absichern, dass das was ich und vielleicht auch meine Community so treiben, nicht irgendwann bundesweiten Backlash auslöst, weil wir es falsch machen.)

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Ich habe den Beitrag in ein vorhandenes Thema verschoben: Differenzen zwischen Librefunk und dem VffN

Ich finde deine Idee super und bin schon lange auf der Suche nach einem Dach, welches eine Ideologiefreie Version von Freifunk realisiert.

Hast Du Lust etwas neues zu gründen? Oder kennst Du noch mehr Leute die weg wollen?

Siehe auch der verschobene Thread… Spidermeshthread: openLab Augsburg / Librefunk und Konflikte mit bestehenden Strukturen

Nein, ich habe keine Lust etwas neues zu gründen.
Wenn sich herausstellt, dass das was ich mache, der Community nicht passt, dann mache ich einfach in Zukunft nichts mehr :slight_smile:

Um zu den Eingangsfragen von @yayachiken zurückzukommen…

Ich finde Freifunk durchweg politisch, weil es soziale Ziele verfolgt.

Wäre das hier ein großer "Technikspielplatz, wäre Ich persönlich - obwohl historisch aus der Technik kommend - sofort raus. Ich find schon die Experiemente die wir finanziell treiben (dien einen zahlen das Internet der anderen) sehr schwierig, weil wir ja nicht im geringsten nur „Bedürftige & Reisende“ bedienen. Das wir im Moment mal primär - mangels andrer sinniger Angebote - ein großer Internetversorger sind, damit bin Ich fein. Um anderes (interne Dienste, Notfunkszenarien, …) hinzustellen, dafür müssen wir halt noch wachsen.

Ist hier Platz für technisch afine Mitstreiter ?
Ja, klar.

Sonst enden wir im Debatierclub und kommen über „jemand müsste mal Kaffee kochen“ nicht raus - Kaffee gibt´s nie.

Dabei sollte die Technik die Ziele der Freifunk Initiative supporten- und nicht umgekehrt.
Darf man dabei experimentieren und Spaß haben ?
Ja, klar.

Wenn jemand Freifunk für Parteipolitik nutzen will ist er m.E. falsch hier. Eine jede Partei darf aber gerne Freifunk Supporten.

Wenn jemand „Technik im WLAN ohne Grenzen und Ziele“ betreiben will, ist er m.E. hier ebenso falsch. Allerdings ist Raum für viele Ansätze, Test, proof of concept.

…my 2 cent

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Ich finde deine Einstellung intolerant.

Du möchtest für deine Ideen und Vorstellungen Verständnis anderer Menschen haben, verwehrst Ihnen allerdings mit ihren Ideen (hier: einfach WLAN zum Technikspaß als Freifunk zu machen) auch berücksichtigt zu werden. Und das findest Du okay?

Nichts anderes ist auch auf dem besagten WLANNews Thread passiert, und das auch noch mithilfer einer „Fairnessverpflichtung“, von der man nie mehr etwas gehört hat.

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Nunja, das frei in Freifunk bedeutet dass es an unterschiedlichen Orten in unterschiedlichen Organisationsformen verschiedenen Ansätze gibt.

In Aachen empfinde ich Freifunk als unpolitisch und nicht kommerziell.

Wir werden zwar demnächst von kommerziellen Betreibern von Rechenzentren unterstützt, jedoch ohne dass diese in unseren Netzbetrieb oder sonstwie eingreifen. Die Bedienung für die Zusammenarbeit ist diese zu publizieren und das ist selbstverständlich.

Parteipolitisch aktiv sind wir meiner Meinung nach auch keineswegs.
Im netzpolitischen Bereich sind wir in gewisser Weise aktiv.
System bedingt wäre die Vorratsdatenspeicherung ein Problem für uns, mit der Störerhaftung kann wohl auch kaum ein Freifunker etwas anfangen. Zensur im Netz lehnen wir auf Basis des Pico Peering Agreements ab.

Für mich persönlich sehe ich unsere Arbeit als vergleichbar mit karitativer Arbeit an.
Ich gewähre jedem gleichberechtigt Zugang zu unserem Netz, ohne Betrachtung seiner Person.

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Naja man fordert z.b. ganz klar die Abschaffung der Störerhaftung bzw. in unseren Augen eher die richtige Auslegung des aktuellen Gesetzes. Vorratsdatenspeicherung ist auch ein Gesetz und das Recht auf freie Kommunikation. Unterstützung von freien Netzwerken und nicht nur Kab-DE oder T-Dingsbums.

Zu den restlichen Fragen schlage ich vor auf das WCW zu warten, weil Ziel ist es ja für die Zukunft ein Freifunk Advisory council welches von möglichst vielen Communties getragen wird. Die Vorstände des Förderverein Freie Netzwerke e.V. haben ja angekündigt dass Sie versuchen möglichst alle Communities mit einbeziehen egal ob Aktivist oder Professional. So wie es aussieht halten aktuell die Professional´s ihre Leute eher bei Stange/sind koordinierter/aktiver und dann wird das Paper dann wohl eher in die Richtung gehen. Ich bin aber guter Dinge dass auch Platz für Fundamentalisten darin bleibt :smile: . Ich persönlich bin aufgrund technischer Spielereien dazugekommen und habe erst hier meinen Spaß am Aktionismus entdeckt. Das eine schließt das andere also nicht aus :wink:

Das hört sich nach dem an was ich mir vorstelle, allerdings nicht nach Freifunk a la Monic!

Bei Ihr heißt es: Du mußt Dich der Doktrin der hier aktiven linksausgerichteten Menschen unterordnen oder kein Freifunk machen. Und die sagen: z.B. Kein Internet. Oder interpretieren die Peering Policy so, dass ja nirgends steht dass man mit einem grundsätzlich peeren muss. Und wollen einfach IHR netz selbst machen, von wegen Dezentralität… dieses Argument benutzen man nur gegenüber anderen.

Sorry, ich habe keine Zeit und Lust, hier den ganzen Thread zu lesen.

Für mich ist es selbstverständlich, dass Freifunk ein liberales Welt- und Menschenbild impliziert und gelebte Solidarität ist. Wer meint, dass man alle Menschen durchgängig überwachen muss, damit sie nichts böses tun, sollte auch bei Freifunk nicht mitmachen. Ebenso Menschen, die nichts vom Teilen mit anderen Menschen halten.

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In Augsburg: Nur über Umwege, da der Bundesverein uns weder verlinkt noch eine Subdomain gegeben hat.

http://lists.freifunk.net/pipermail/wlannews-freifunk.net/2014-August/003047.html

Moin,

mal meine Meinung zu den Themen:

Prinzipiell stimme ich einigen meiner Vorredner zu das Freifunk politisch aber überparteilich ist.

Freifunk selbst sehe ich als ehrenamtliche Arbeit an. Natürlich kann es auch hier wie bei anderer Freier oder Open Source Software Geschäftsmodelle geben die darauf basieren. Die müssen meiner Meinung nach aber entweder abgestimmt sein oder entsprechend deutlichen machen wie ihr Verhältnis zu Freifunk ist.

Es gibt (ganz offensichtlich) Strukturen. Jede Community vor Ort hat eigene. Es gibt aber keine hierarchische Struktur die von oben „förderverein freie netze e.V.“ nach unten alles vorgibt. Im Gegenteil der Förderverein hat zwar teilweise die Funktion eines Dachvereins will diese, afaik aber nicht haben. Generell entscheiden immer die Leute vor Ort was sie wie machen, aber natürlich geben diese sich eine Struktur (und sei es eine anarchische…).

Müssen nicht, aber es wäre wünschenswert, jedenfalls wenn die Leute den Knoten selbst betreiben. Die Anforderungen sehe ich dabei aber (bei gluon) recht niedrig. Wie hoch dieser Anspruch ist unterscheidet sich aber in den einzelnen Communitys. Imho (und sehr vereinfacht) setzen gluon basierte Communitys dieses Wissen relativ niedrig an, in den älteren und nicht auf gluon basierenden Communitys scheint die Schranke (aus der ferne betrachtet) höher zu sein. Aber wie hoch die Schranke ist und wen man anspricht hängt wieder von den lokalen => Strukturen ab.

Ich denke es gibt Leute die das so sehen, aber auch da werden sich die Meinung einzelner Leute und Communitys unterscheiden. Trotzdem werden sicher alle Leute, Personen die auch die Idee unterstützen, vorziehen. Persönlich kann ich gut mit solchen Leuten leben solange sie Freifunk unterstützen, warum jemand Freifunk unterstützt interessiert mich nicht so sehr wie DAS er es tut.

Meshing an sich sehe ich als relativ Zentrale Komponente des Freifunk Gedanken an. Leute die nur ihren Internet Anschluss teilen wollen und Meshing eher als Nebenprodukt ansehen, laufen dem aber nicht grundsätzlich entgegen.

Solange alle respektvoll und friedlich miteinander umgehen sehe ich persönlich keine großen Probleme, aber auch das hängt sicher von der Community und den Personen sowie den Strukturen vor Ort ab.

Ich denke http://freifunk.net/worum-geht-es/vision/ fasst es ganz gut zusammen:

  • öffentlich und anonym zugänglich
  • nicht kommerziell und unzensiert
  • im Besitz einer Gemeinschaft und dezentral organisiert

Außerdem natürlich immer wieder:

  • frei: freie software, freier zugang, frei aber auch im sinne von nutzbare ohne zahlen zu müssen (was nicht heißt das keine kosten entstehen)
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Ohne jetzt im Detail den Thread verfolgt zu haben, finde ich die Frage um Ideologie und Politik in und um Freifunk wichtig. Ich denke Freifunk kann nie frei von Ideologie oder gar unpolitisch sein. Schon die Tatsache, dass wir einfach eine eigene Infrastruktur bauen, die nicht weg zu zensieren ist, ist ein sehr politisches Statement. Und die Idee, dass freie Netzwerke und freie Kommunikation nötig sind, ist sicher eine Ideologie im eigentlichen Sinne (was ja nichts negatives ist).

Wir haben die Frage zumindest nach den politischen Aspekten von Freifunk auch in der 12. Freisprech-Folge behandelt. (Vielleicht interessiert es ja die eine oder den anderen von Euch. ;))

Ich sage den Leuten typischerweise, dass wir außerparteiich sind, sprich: Es gibt zwar Menschen in unserer Community, die in Parteien organisiert und auch bei Freifunk sehr aktiv sind, aber wir als Community eine klare Abgrenzung zu Parteien wichtig finden, um niemanden dadurch auszuschließen. Zu den politischen Aspekten sage ich dann z. B., dass wir natürlich gegen die Störerhaftung sind.

Das tolle an Freifunk ist ja meiner Meinung nach, dass Freifunk so vielseitig ist. Niemand muss in allen Aspekten aufgehen, ganz im Gegenteil: Wenn jemand das Netz aus rein technischen Gründen interessant findet, sehe ich darin erstmal nichts negatives: Alles weitere kann sich ja noch ergeben und andererseits gibt es ja auch Menschen, die keinen technischen Background haben, Freifunk aber z. B. durch Begeistern anderer weiterbringen. Freifunk ist nunmal ein bunter Haufen und das finde ich super! :slight_smile:

Ich sehe das als sehr wichtige Frage, die wir uns immer wieder stellen müssen, gerade auch wenn wir der Meinung sind, dass diese seit Jahren beantwortet zu sein scheint: Freifunk wächst im Moment schneller denn je. Das bedeutet, dass viele viele Neulinge dazu kommen, was wundervoll ist! Das heißt aber auch, dass nicht jede oder jeder alle Aspekte oder Argumente kennt, z. B. das Pico Peering Agreement. Umgekehrt kann „frisches Blut“ ja auch eine Chance sein, neue Sichtweisen zu entdecken, und vielleicht muss sich Freifunk ja auch mit der Zeit wandeln, genau, wie sich Technologie und Gesellschaftliche Realitäten wandeln.

Nicht zuletzt finde ich es wichtig, dass wir regelmäßig reflektieren, wo wir gerade stehen und was wir machen und ob es noch kompatibel mit unseren Idealen ist, damit wir nicht in kleinen Schritten das, was uns wichtig ist, hinter uns lassen, ohne es zu merken.

Wie schon gesagt: Regelmäßiges Hinterfragen und Reflektieren finde ich extrem wichtig. Also: Danke für die Nachfrage. :wink:

Ach ja: What @synpusep said. :slight_smile:

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Du bist das eine Lebende Beispiel dafür wo ich keine Möglichkeit sehe das „Freifunker“ sich mit:

verstehen, allerdings sehe ich dich auch nur sehr bedingt in den erwähnten Kategorien. Da das Thema was du hier immer wieder ansprichst aber nur bedingt etwas mit Thema zu tun hat (sondern eher ein persönlicher Konflikt zwischen dir und dem Förderverein bzw gefühlt jedem anderen „Freifunker“, unabhängig davon wie diese sich sonst definieren) ist hat das hier wenig zu suchen. Aber selbst wenn würde es reichen es einmal zu erwähnen und es nicht immer wieder anzusprechen. Imho ist das Thema aber in Spidermeshthread: openLab Augsburg / Librefunk und Konflikte mit bestehenden Strukturen besser aufgehoben.

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Was ist an »Freifunk war immer politisch, aber auch immer parteineutral« schwammig? Wie @paulinsche schon schrieb:

[quote=„paulinsche, post:10, topic:2683“]
Freifunk ist höchst politisch! Unter Worum geht’s? bei freifunk.net steht der für mich entscheidende Satz: „Unsere Vision ist die Demokratisierung der Kommunikationsmedien durch freie Netzwerke.“[/quote]

Ich denke, wie ›Ideologie‹, bedarf auch ‹Politik‹ erst einmal der Definition dessen, was der jeweilige Autor dafür hält. In diesem Kontext halte ich diese Definition aus Wikipedia passend: »Sehr allgemein kann jegliche Einflussnahme, Gestaltung und Durchsetzung von Forderungen und Zielen in privaten oder öffentlichen Bereichen als Politik bezeichnet werden.«

»Freifunk« hat u. a. netzpolitische Ziele (Abschaffung Störerhaftung), aber auch ein großes, allgemeineres (siehe Zitat freifunk.net oben). Für meinen Teil gilt letzterer Plan (die Hoffnung, daß »die Politik« ohne massives, kostenintensives Lobbying zur »Vernunft« (auch ein sehr subjektiver Begriff) gebracht werden kann, habe ich aufgegeben); ob das die Gesellschaft am Ende voran bringt, weiß ich nicht. Potential sehe ich, darum engagiere ich mich.

[quote=„yayachiken, post:21, topic:2683“]
aber ich möchte mich ein und für alle mal absichern, dass das was ich und vielleicht auch meine Community so treiben, nicht irgendwann bundesweiten Backlash auslöst, weil wir es falsch machen.[/quote]

Ich denke nicht, daß das geht. So, wie »Gründungsmütter und -väter« eine Dekade später in Gluon-Netzen den Teufel in Technikgestalt ausmachen, mag in einer Dekade anderes bemängelt werden, vielleicht gar von uns dann Altgedienten. Da Freifunk mit einer gewissen Ideologie (im Sinne von „a.“) daher kommt, die sich im Laufe der Zeit ändern mag oder einfach von verschiedenen Leuten unterschiedlich verstanden wird, kann es aus meiner Sicht keine ewige Wahrheit zu Freifunk geben. Die Grundidee ist, denke ich, noch relativ fest, aber schon wie Wege, wie man sie erreichen will, variieren. Verein/lose Gruppe, Zentralität wo opportun/Dezentralität um jeden Preis, …

Das halte ich für wenig zielführend. Ja, von Angesicht zu Angesicht kommuniziert es sich zumindest anders, und auch das social gathering am Abend macht mehr Spaß als alleine mit dem Kasten Milch/Mate/Bier/Champagner zu Hause. Aber nicht jeder kann zum WCW (oder irgendeinem konkreten Treffen) kommen (das WCW-Orga-Kommitee hat bei der Terminfestlegung z. B. die einzige Hochzeit dieses Jahr in meinem Freundeskreis ignoriert), und letzten Endes leben wir nicht mehr im 18. Jahrhundert, wo es neben dem Reisen keine Alternativen gab.

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Politik ist halt ein recht weites Feld und kann erst einmal alles bedeuten.

Ich hätte halt gerne die Meinungen von so vielen Leuten wie möglich gesammelt, und bitte daher insbesondere die, die sich eine politische Ausrichtung von Freifunk wünschen, das zu präzisieren. Darum hätte ich ganz gerne eine konkrete Antwort von der angesprochenen Person selbst. Wenn nicht, ist das aber auch nicht schlimm.

Ich möchte halt so viele Kritikpunkte wie möglich so gut es geht von vornherein ausschließen. Bis jetzt sieht es aber nicht so aus als würde ich jemandem mit einer Aktion konkret vor den Kopf stoßen. :slight_smile:

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