Wir sollten davon wegkommen, alles über den „Freie-Software“-Kamm mit seinen altbekannten 4 Freiheiten zu scheren, auch wenn es gar nicht um Computerprogramme, sondern um Software im weiteren Sinne geht. Ich glaube da kommen einige der Probleme her.
Für freie Software wird seit jeher zwischen zwei Parteien unterschieden, die nach FOSS-Definition unterschiedliche Rechteansprüche haben. Auf der einen Seite gibt es die Benutzer, auf der anderen Seite gibt es die Programmierer.
Ein reiner Benutzer soll bei Software so wenig Einschränkungen wie möglich haben, auch bei Copyleft-Lizenzen wie der GPL. Ein Benutzer hat absolut gar keine Einschränkungen darin, wie er die Software benutzen kann. Er darf zudem immer das Paket so wie er es bekommen hat, kopieren und weiterreichen. (Und natürlich hat er immer ein Recht den Source-Code zu inspizieren und davon zu lernen, aber das ist hier nicht weiter relevant)
Wer jedoch durchaus Einschränkungen erfahren darf ist der Programmierer. Sobald jemand ein Copyleft-lizensiertes Programm verändert, wird verlangt, dass man sich mit den Lizenzen auseinandersetzt. Dementsprechend werden dem Programmierer auch bei Lizenzen wie der GNU GPL massig Einschränkungen auferlegt.
Bei Creative Commons hat man sich definitiv am Copyleft-Modell aus der Software orientiert. Merkt man ja schon an den SA-Lizenzen. Das Problem ist, dass es diese Benutzer/Programmierer-Sicht nicht mehr gibt, wodurch sich zusätzliche Einschränkungen ergeben. Oder genauer gesagt: Die Benutzerschicht ist rein auf den persönlichen Gebrauch eines Bildes beschränkt. Bereits die unveränderte Weitergabe an einen Freund, die die FOSS-Definition hergeben würde, ist bei Creative Commons nicht mehr möglich, da normalerweise Lizenz und Werk nicht miteinander gekoppelt sind. Wenn ich ein Bild mit Rechtsklick speichere, dann macht es zusätzliche Arbeit, die Lizenz zu speichern. Bei Software macht es im Gegenteil Arbeit, einen Lizenzhinweis zu entfernen. (Das ist auch der Grund, warum die FSF empfiehlt einen „About“ Screen einzukompilieren, um versehentliche Lizenzentfernung zu vermeiden.)
Ich denke da liegt der Hund begraben. CC-lizensierte Bilder wollen ja „genutzt“ werden, und normalerweise hat man in der FS-Welt als Benutzer oder als reiner Weitergeber (ohne Veränderungen) ja unbeschränkte Rechte. Mit dieser Annahme hat CC aber gebrochen und die Nutzung eingeschränkt.
Leider scheint es keinen guten Weg zu geben, da herumzukommen. Ich kenne auch keine Lizenz, die das erlaubt. Und ich fand auch die Folgerung des Blogautors interessant, seine Werke CC-0 zu lizensieren. Denn wenn ich eh das Mindset habe „Ich verklage euch doch sowieso nicht, will ich auch gar nicht“, dann ist dies einfach die Lizenzwahl, die dies am ehrlichsten kommuniziert. CC ist wohl eher dazu gedacht, kommerzielle Ausbeutung von freien Künstlern zu unterbinden.
Außerdem bleibt eine weitere Annahme des Copyleft-System zu hinterfragen: Das Verbessern eines Werks durch Änderungen, und damit verbundene obsoletisierung des Ursprungswerkes.
Bei Software ohne Copyleft ist es vorstellbar, dass eine Firma ein Open-Source-Projekt übernimmt, dann „aufpoliert“ (z.B. Abstürze und Memory Leaks behebt, mehr Features einbaut), und diese wesentlich überarbeitete Version proprietär anbietet. Das Open-Source-Projekt wäre dann objektiv schlechter, und jeder Nutzer, der auf seine Freiheit achtet wäre bestraft, weil er auf die verbesserten Features verzichten muss.
Aber wenn jemand ein Bild editiert oder in einer Collage verwendet, wird doch dadurch das alte Werk im Vergleich nicht schlechter bzw. obsolet. Wenn das Bild oder Musikstück vorher ästhetisch ansprechend war, dann ist es das auch, wenn ein Kunstwerk existiert, welches dieses Werk integriert. Aktuelels Beispiel: Wenn Sabrina Setlur Kraftwerk sampelt wird „Metall auf Metall“ dadurch doch nicht obsolet, eher kann man beide Werke gar nicht vergleichen. Mathematisch gesprochen: Es gibt keine partielle Ordnung über der Menge der existierenden Kunst.