Mesh-Netzwerk für Notfälle

Ich habe letztes Jahr zu Ostern meinen uucp-Server abgeschaltet.
Nicht weil er nicht mehr funktioniert hätte, sondern weil ich seit Jahren der verbliebene letzte User mit meinmem leaf node war.
Und das trotz meiner intensiven Bemühungen, das Konzept zu propagieren.

Aber zumindest ich habe es nicht zu vermitteln verstanden. Das wurde abgestempelt unter „Opa erzählt vom Krieg“

Jetzt nutze ich halt einen lokalen inn2.
Aber selbst das will niemand, obwohl es dafür sogar moderne Klicki-Bunti-Clients geben würde.

Dezentrale, redundante Informationsverbreitung… will halt niemand. Oder zumindest keine kritische Masse.

Ach ja, und was die angesprochene Zombie-Apokalypse anbelangt: Wenn Du dafür gerüstet sein möchtest, schau bei den Funkamateuren. Bei denen ist das zumindest bei einigen mehr als nur Verbalerotik. Die könnten das im Zweifelsfall wirklich. Und haben auch Spass daran, draußen zu funken mit viel Equipment, sonst würden sie die Field-Days nicht machen.

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WLAN und Mesh-Wolken sind einfach prinzipiell zu klein für Kommunikation bei Naturkatastrophen.
Machen wir uns nichts vor, selbst in guten Freifunk-Gebieten sind wir von einer Flächendeckung in Großstadtgröße ohne Internet-Uplink weit entfernt, wenn nicht sogar unerreichbar. Wenn sich beim normalen Mesh bei jedem Hop die Bandbreite halbiert und die Paketverluste multiplizieren, so brauche ich auf jeden Fall potente Richtfunkstrecken, wenn ich in die Fläche will.
Amateurfunk hat da prinzipielle Reichweitenvorteile, zumal wenn’s die gute alte Kurzwelle ist…

EDIT / Nachtrag 17:29:

Die Frage ist nur, wo soll diese Liste sein. Entweder wird sie dezentral auf alle Router gespiegelt (wobei wir wieder bei dem Problem des Datenabgleichs bei Ausfall des Internets sind) oder man greift ad hoc auf den nächsten dieser Listenanbieter zu. Probleme: Wie finde ich einen solchen Dienst und wie erreiche ich ihn, wenn die Mesh-Wolke zersplittert ist.
Es bleibt dabei:
Freifunk und der Aufbau unabhängiger Netzwerke ist ein spannendes Projekt, benötigt aber für eine vom Internet unabhängige Funktion geplante und sicher betriebene weit reichende Funkstrecken („Backbone“ im wahrsten Sinne des Wortes). Und wenn die etablierte Technik aussetzt, dann ist es auch mit dem Backbone ganz schnell „Essig“.
Einen Vorteil bietet ein solches Parallelnetz allerdings im Friedensfall als nicht staatlich kontrollierbare Kommunikationsstruktur.

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+1 Amateurfunk

Ich mach ja selber grade meine Lizenz und sehe da durchaus Potential für Synergieeffekte.

Es gibt ja auch sowas wie Hamnet, was auch ein TCP/IP-Netz über ISM- aber auch andere Bänder ist.

Ich bin recht neu und mag da natürlich nicht bei einer etablierten Community direkt allen vor den Kopf stoßen, aber man könnte ja überlegen, ob man bei Hamnet-Richtfunkstrecken nicht genauso gut gleichzeitig eine Freifunkstrecke legen kann. Oder man per Freifunk an mehr Linkstrecken kommt, die normalen Internet machen über die man auch Hamnet relayen kann. (Diese Richtung sollte ja möglich sein, da Freifunk general purpose ist. Freifunk per Hamnet geht natürlich nicht, da Amateurfunk nicht für Außenstehende relayen darf. Crypto geht auch nicht.)

Vorteil: Freifunk kann auch im Normalbetrieb von Dritten genutzt werden, Verschlüsselung ist insbesondere erlaubt. Ist ja auch mal ganz praktisch.
Außerdem würde da im Katastrophenfall vermutlich auch zwischen Freifunk und Hamnet geroutet werden können, da dort das Drittnutzerverbot wegfällt.

Dann man schon, darf man nicht. Selbst wenn jeder auf seinem Band bleibt ist das mit der Deutschen Funkturm schwierigst.
Wird man Dir erklären.

Amateurfunk ist im Katastrophenfall erprobt.
Falls sich noch wer erinnert- einige sind im Jahrhundertwinter 78/79 auf Panzern in Schleswig-Holstein mitgefahren.
Neben Kurzwelle gibt es ein gut ausgebautes Relais-Netz auf 2m und 70cm Band und selbst die kleinste Lizenz darf dort mit 10 W EIRP funken. Neben Spielarten, wie Hamnet gibt es noch ATV, RTTY, eigene Satelliten etc etc.

Für Freifunk bräuchte es USV, an denen einerseits der FF-Router und ggf. der DSL-Router hängen. Keine Ahnung, wie lange Outdoor-DSLAM durchhalten.
Vor Ort müßte man erst Funkstrecken aufbauen, deren Stromversorgung sichern, …

Deshalb schrieb ich ja von einem Parallelnetz mit eigenen weit reichenden Richtfunkstrecken, gerade ohne Internet als Kleber zwischen den Mesh-Wolken. Aber das halte ich für Utopie…

Ja, natürlich ist Langstreckenkommunikation und so kein FF-Thema. Meine Idee war vielmehr die eines Routers der an einem zentralen Ort notfalls auch ohne Mesh so einen Service liefern kann. Sicher, mit Mesh und Sync. wärs besser aber wie ihr schon sagt drauf verlassen könnte man sich nicht. Ja, Funkameteure können weite Strecken viel besser überbrücken.

Aber ich seh einen wichtigen Unterscheid: wir können Millionen Mobilgeräte erreichen, Amateurfunk kann das nicht. Bei den Überlegungen was sinnvoll wär sollte man das als Stärke- und umgekehrt die fehlende geographische Reichweite als Schwäche berücksichtigen. Auch wird Amateurfunk im Ernstfall mit offizieller Kommunikation (Feuerwehr, etc.) ausgelastet sein, für Private Angelegenheiten wird es 0 - in Worten NULL - Bandbreite geben. Alles was überhaupt ginge, wäre in diesem theoretischem Fall, ein Gewinn.

Ich sehe keine ausreichend große Lücke, die im Katastrophenfall zwischen dem Amateurfunk und einem OpenBTS bestünde (KFZ-Hänger mit Kurbelmast und Notstromdiesel. Plus ggf. einer Kiste Simkarten. SMS ist dann das, was man braucht. Und reichweite. Und Geräte, die Standbyzeit haben, weil alte Nokias oder Smartphones mit deaktiviertem Datendienst.)

Und das ist jetzt großzügig formuliert. Siehe auch diese Diskussion.:

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Das Problem ist, wenn man sowas vorsorglich installiert- dann ist das ebenso ausfallbedroht, wie das Handynetz und nicht-öffentlicher mobiler Landfunk.
Ein Erdbeben- und die schöne Richtfunkstrecke scheitert, weil im günstigsten Fall nur die Antenne verstellt wird- im ungünstigsten Fall liegt die Antenne unter dem Schutt des zusammengebrochenen Aufstellortes.

Ohne Mesh gibts bereits einige Projekte dazu. Schau mal in den Recordings des letzten oder vorletzten CCCongresses da müsste etwas Vernetzung bei Katastrophen dabei sein.

Im Zweifelsfall muss man aber sagen das Strom meist eher das Problem bei sowas ist, zumindest in Deutschland.

Eigentlich wollte ich mich nicht mehr zu dem Thema äußern aber irgendwie juckt es mich doch und ich werde mich stellenweise wiederholen.

Im akuten Notfall bzw. einer Umwelt oder Unwetter Katastrophe ist Kommunikation vor allem für die Helfer wichtig. Die Helfer aus dem BOS haben für solche Kommunikation entsprechende Ausrüstung. Das geht los bei popeligen Handfunkgeräten, geht weiter mit Fahrzeug Funk sowie Einsatzleitfahrzeugen von klein bis LKW Größe und Abrollcontainern. Darüber hinaus haben die Analogfunk, Digitalfunk, Richtfunk für Sprache und Daten, Masten und Antennen von klein bis groß und auch Satelliten Funk.

Sollte darüber hinaus noch Funkkapazität benötigt werden, ist laut Gesetz jeder lizenzierte Amateurfunker im Not- und Katastrophenfall verpflichtet seine Kapazitäten den Behörden zur Verfügung zu stellen.

Hieran sollte man erkennen das private WLAN Meshnetze im Bereich der BOS keinen Mehrwert haben.

Was ich aber verstehe, und so deute ich Diesen und andere Threads zu dem Thema, das man auch der Bevölkerung in einem Katastrophenfall eine Kommunikationsmöglichkeit geben möchte, wenn z.B. das Telefonnetz lahm gelegt ist. In dem Fall kann natürlich ein Meshnetz theoretisch hilfreich sein. Aber hier scheiterts dann auch schon an den Möglichkeiten die WLAN bietet und der Meshtechnik an sich. So das die Freifunk Technik nur lokal begrenzt etwas ausrichten kann.

Szenarien im Katastrophenfall sehe ich z.B. in großen Menschen Lagern, wie z.Zt. bei den Flüchtlingen. Da haben wir relativ gute Möglichkeiten mit der Meshtechnik zu arbeiten. Aber um auch hier das Optimum an Leistung zu erzielen kommt man nicht um Kabel und sonstiger Planung wie z.B. Kanalbelegung rum, wenn es ausreichend performant für die Nutzer werden soll.

Dann das Thema Dienste in solchen Netzen. Kaum ein Mensch nutzt Freifunk Interne Dienste. Und selbst wenn es im Katastrophenfall in solchen Netzen interne Dienste gibt, so sind sie doch nicht so vertraut wie Facebook, WhatsApp und Twitter. Klar gibts Alternativen für alle drei. Friendica oder Diaspora als Facebook Ersatz, XMPP (Jabber) Chats als WhatsApp Ersatz und GNU Social als Twitter Ersatz. So gut ich diese alternativen Dienste auch finde, sie haben einen Nachteil. Wo bekomme ich für mein Smartphone die Apps dafür her, wenn das Internet gerade nicht zur Verfügung steht und ich aus dem Apple oder Google Play Store keine Apps für diese Netzwerke runterladen kann? Und im Browser machen diese Dinge nicht wirklich Spaß auf einem Smartphone.

So gerne ich Menschen wünsche das sie in solchen Lagen mit ihren Verwandten und Bekannten in Kontakt kommen können, aber interne Dienste im Mesh sind nicht dafür geeignet. Der vorrangige Dienst wäre alleine Internet bereit zu stellen und das wird mit zerstörter Infrastruktur nicht gehen. Klar kann man sich für den Notfall ja nen Satuplink zulegen. Nur wer ist bereit sich diesen mit monatlichen Kosten ans Bein zu binden, nur weil irgendwann mal eine Katastrophe geschieht?

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Also unser Netz bleibt bis zum Sankt Nimmerleins Tag aktiv und nutzbar: Wenn sich im „Friedensfall“ alle registriert haben (und sich weniger als 800 Knoten zusätzlich im aktuellen Mesh eine Knotennummer vorläufig vergeben haben), wenn wenigstenx ein Knoten davon in der Meshwolke Internet hat, wenn alle wichtigen Meshknoten Strom haben. Gleichwohl lässt sich auch ein Netz mit „vorläufigen Knoten“ aufbauen, ganz ohne großen Gatewayserver, sofern ein oder mehr Knoten den Dienst Internet anbietet.

Zuviele wenns. Die aktuelle im Freifunk meist benutzen Implementation hat sich allerdings zentralisiert und verfolgt meist den dezentralen Ansatzpunkt nicht. Im Freifunk sollte auch ein Knoten immer ein Gateway sein können. IMHO

PS: Das auch nur eine Knotengruppe bei einem EMP überlebt, dass würde ich gern mal erklärt bekommen? R

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