ich bin aus Östereich und unter anderem freiwillig bei der Feuerwehr engagiert. Ein kleines Team überlegt gerade, probeweise ein Mesh-Netzwerk für Katastrophenfälle aufzubauen.
Verzeiht mir meine vielleicht offensichtlichen Newbie-Fragen, aber irgendwie ist es mir trotz Recherche nicht gelungen, hier alle Fragen zu beantworten.
Die Anforderungen wären jedenfalls:
Betrieb mit Solarpanel und Pufferbatterie
eine bestimmte Bandbreite für eine interne Nutzergruppe (ich weiß, das läuft dem Freifunkgedanken etwas zuwider, aber im Katastrophenfall ist das zwingend nötig).
Welchen Router und welche Firmware würdet ihr für einen Test mit 3 Nodes empfehlen?
Wir würden gerne mit einer Richtfunkt- und Rundstrahlantenne experimentieren, wenn es da was günstiges out of the Box gibt, bitte um Info.
Würde Retroshare in solch einem Mesh-Netzwerk funktionieren? Das würde alle Probleme mit unterschiedlichen Protokollen, eigenen Mailserver… mit einem Schlag lösen.
Hallo Gerald,
vielleicht hilft dir die nachfolgende Mikrotik Präsentation weiter. Es geht um die Installation eines WLAN Mesh durch nicht-technische Mitarbeiter am Polarkreis. Es ist zwar keine step by step Anleitung, aber vielleicht hilft es dir weiter.
Das Thema „Digitale Kommunikation im Krisenfall“ finde ich seit dem Erdbeben in Haiti 2010 super spannend. Darüber bin ich eigentlich erst über Freifunk gestolpert. Ein anderes Projekt finde ich für diese Anwendung aber noch spannender. Nämlich „Village Telco“ Die haben eigene Hardware gebastelt um quasi aus dem Stand, mit null Aufwand ein eigenes Telekomunikations Netz aufzubauen. Gedacht war das für Dörfer in Entwicklungs Ländern. Die Kisten laufen ohne Server Infrastruktur, sie fressen so ziemlich alles an Strom, inklusive Batterien, Solar, POE, Strom aus Analogem Telefon Netz ect. Sie verteilen natürlich Wlan und Ethernet über das Mesh, aber das Killer Feature: Die Dinger machen VoIP und sind dafür ausgelegt das man einfach ein Analoges Telefon dran steckt. Jeder Router kommt mit einer eigenen Nummer und kann sofort nach dem Booten unter dieser angerufen werden. Klingt perfekt für den Katastrophen Schutz.
Ich habe leider keine Kenntnis darüber ob das Projekt noch läuft, die Homepage sieht sehr verlassen aus, aber vieleicht hast du ja Glück.
Ob diktatorischer Despot, der seiner Bevölkerung die
Kommuninaktionsrechte einschränkt, oder ein Erdbeben, das die
Kommunikationsinfrastruktur zerstört: Auch 2015 sind die Lösungsansätze
noch nicht wesentlich über Zettel und Stift hinaus.
das ist nicht das problem. in der Regel reichen ja ein paar fuer Definierte bereiche. (z.B. Gerätehaus zu Gerätehaus)
Aber ob Netzwerk dann die Lösung ist weiss ich nicht. Wir setzen da auf den Behördenfunk (egal ob 2/4m oder DMO (im Fallback auch ohne Relays) und Datendienste sind dann unser kleinstes Problem. In der Not per USB Stick und Bote …
Man sollte hier nochmal definitiv erwähnen, dass besonders hier der Punkt, dass Freifunk kein SLA bietet greift.
Nicht nur organisatorisch können wir keine Uptime-Levels garantieren, auch technisch hakt es immer wieder mal.
Sobald es um etwas wichtiges geht (Menschenleben zum Beispiel) darf man sich niemals auf Freifunk verlassen. Es wäre auch im Katastrophenfall immer noch „nice to have“.
Schön, dass es noch andere gibt, die diesen Gedanken verfolgen. Ich bin Leiter einer Kommunikationseinheit bei der Feuerwehr und habe auch schon überlegt, wie man das technische Konzept hinter Freifunk nutzen kann.
Es gibt auch schon die Feuerwehr Hagen, die ihre Wachen über ein MeshNetz verbinden und sich da aus dem größten Teil ihres Stadtgebietes „einklinken“ können. Die benutzen aber „professionelle“ Hardware im 5GHz Bereich, welche auf Grund irgendwelcher EU Regelungen mit erhöhter Ausgangsleistung betrieben werden dürfen.
Muss mal schauen, ob ich den Hersteller rausbekomme.
Naja, wir können das Thema ja unter dem Projektnamen „Feuerfunk“ weiterentwicklen…
Machen wir uns nix vor bitte, wir sprechen von WLAN als zugrunde liegende Funk Technik. Mit exponierter Rundstrahlantenne kommt ein Knoten vielleicht bis zu 1000m weit. Mit HiGain Rundstrahlern vielleicht noch etwas weiter. Weitere Stationen müssten in diesem Umfeld angesiedelt sein und über die gleiche Antennenausstattung verfügen. Wenn man gerichteten Funk einsetzen will, kommt man zwar weiter aber man muss die Antennen zueinander ausrichten.
Jede mir bekannte HiOrg hat mehr oder weniger gut ausgestattete Kom Gruppen die alleine nur dafür zuständig sind um Verbindungen herzustellen. Die Technik ist wesentlich leistungsfähiger was Reichweiten betrifft und in abgestimmten Prozeduren ist die Kommunikation geregelt.
Ich will das Engagement nicht klein reden, aber ich sehe einfach keinen Sinn darin mit WLAN im Katastrophenfall irgendetwas reißen zu wollen.
Klassicher Fall von: Lösung auf der Suche nach einem Problem
Mit der existierenden Technik (Batman-Advanced, 802.11n, maximal 3x-Mimo), Zeroconf mit hohem Originator-Intervall, ungewissen Ausbreitungsbedingungen und potentiell vielen Störern: Es sitzt zwischen allen Stühlen.
Gesamt(!)Nettobandbreite in einer Wolke mit guten Mimo-Links darf man bei 8MBit/s annehmen.
Das ist für reine Status-Infos viel zu viel, für mehrere parallele Audio-Streams (oder gar Video) jedoch nicht genug, zumal der Packet-Loss erbarmungslos ist in Meshwolken.
Ich weiss daher wirklich nicht, welche Dienste man im Katastrophenfall in ein Freifunk-Netz abbilden wollte.
In fast allen Fällen dürfte ein analoges Sprechfunk-Relais und/oder eine LTE-Zelle effektiver sein.
Und selbst dazwischen gibt es für die Bastler noch OpenBTS.
Davon kann man mehrere mit Nanobeams im WDS-Brdige-Mode (mit Client-Isolation) zusammenbriegeln.
Und die Clients haben perfektes Audio, tolle billige Endgeräte mit gefühlt unendlicher Standbyzeit (preiswerte GSM-phones).
Oder billige Androids als Messdaten-Aufnehmer mit GPRS (reicht selbst für simple User-Anwendungen).
Und hat wieder richtig Reichweite im GSM-Modus, verglichen mit Wifi.
Freifunk macht als stationäre backup Lösung Sinn auf die man sich nicht verlassen muss. Gerade weil die Kosten relativ gering sind sollten sich DRK, THW, DLRG, Feuerwehren ect. ruhig ein paar Router aufs Dach stellen. ABER: In einem Krisenfall sollten sich Behörden wirklich nicht 100% auf FF als Backup stützen. Das oben von mir verlinkte „Village Telco“ Projekt macht da schon mehr Sinn. Das ganze könnte gut „im Feld“ zum Einsatz kommen. Eine Zarges Kiste mit Batterien, einem Mast zum zusammen stecken, ein mini Server ein kleines Netbook und der Village Telco Router und schon kann man ein internes IP Netz aufbauen um zum Beispiel Satelliten Bilder oder Karten bereit zu stellen. Bei dem großen Erdbeben in Haiti oder der Flut in in Südostasien war eines der großen Probleme, das die verschiedenen Helfer Gruppen sich nicht untereinander absprechen konnten. Da wurden Gebiete zwei- drei mal durchsucht, Listen mit Leichenfunden wurden auf Papier gemacht die dann verloren wurden, Überlebende konnten nicht zentral registriert werden ect.
Es ist also eher eine Frage von spezieller Software in Kombination mit spezieller Hardware. Freifunk ist für so einen „Feldeinsatz“ eher nichts…
Wenn die Behörden das von sich aus machen, können sie gerne Freifunk Knoten auf ihre Schlauchtürme bauen oder so. Wir haben bislang die Erfahrung gemacht, das zwar alle Jubeln, toll was Freifunk leistet und das Ehrenamt wird hoch gelobt. Aber wenns dann konkret werden soll bei der Gebäudenutzung, kommen die Herren und Damen der Institutionen, Gemeinde- und Stadträten, mit seitenlangen Gebäude Nutzungsverträgen die Klauseln enthalten die ein kleiner Freifunkverein überhaupt nicht tragen bzw. leisten kann.
Denn ich stehe auf dem Standpunkt, Freifunk macht jeder für sich selbst, da wird niemand beauftragt der etwas aufbaut. Wir unterstützen gerne. Steigen auch mit aufs Dach oder Turm. Wenn eine Feuerwehr Freifunk unterstützen will, soll sie nen Knoten andübeln und gut.
Und nochmal, ich sehe im BOS Bereich im moment keinen Sinn Freifunk im Einsatz als Backup einzusetzen. Denn vor allem die Gluon basierten Netze brauchen immer irgendwie Uplink zu den Superknoten bzw. Gateways. Bei einer wirklichen Katastrophe wo z.B. die Energie Versorgung zusammen gebrochen ist, wars das dann mit dem Netz.
Und nochmal ich will niemanden seine Engagement madig machen. Vielleicht kommen dabei ja doch tolle Konzepte und Lösungen bei rum, die wirklich einsetzbar sind. Nur ich kenne das Behördendenken nur allzu gut, was nicht irgendwo standardisiert ist darf und wird nicht verwendet.
Die einzigen Funker die ich bei Katastrophen um Hilfe bitten würde, wären die Amateurfunker. Denen haftet eine gewisse Semiprofessionalität an auf die Behörden dankend zurück greifen.
Liebe Forumstteilnehmer, ich möchte meine Anforderungen nochmals präzisieren bzw. ergänzen.
Das Mesh-Netzwerk, das mir vorschwebt, benötigt keine Internet-Verbindung. Es ging uns darum, dass Personen/Organisationseinheiten miteinander in Kontakt bleiben können bzw. Informationensaustausch möglich ist.
Möglicherweise wäre das auch für ein Blackout-Szenario sinnvoll - mir ist schon bewusst, dass die vorgeschlagene Lösung kein Backup für BOS/Behördenfunk ist, das schwebt und gar nicht vor, sondern es geht - wie gesagt um die Verbindung einzelner Personen/Org-Einheiten.
Damit hier nicht sinnlos Bandbreite verbraten würde, ist uns hier Retroshare aufgrund seines serverlosen Verbindungsaufbaues in den Sinn gekommen - und das Solarpanel samt Pufferbatterie für den Blackout-Fall.
Und: für diesen Katastrophen/Blackoutfall wäre auch die reservierte Bandbreite samt eigener SSID nötig - damit wenigstens das funktioniert.
Was für Dienste möchtest Du da anbieten, die Du nicht einfacher (schneller mit weniger Aufwand zu installieren), billiger, weitreichender, und vor allem robuster anbieten könntest mit OpenBTS und einer Kiste 29€-Nokia/Motorolas, die SMS schicken?
Man bräuchte jetzt nur noch Knoten die einfach nur Meshen um die Rechner mit Byzantium drauf weiter zu verbinden. Sollte sich eventuell mit Stock OpenWRT und nem OLSR Paket bauen lassen.
Naja, spinnen wir doch mal die Idee „Freifunk überlebt als einzigster eine große Naturkatastrophe (Erdbeben, EMP, Kometeneinschlag, …)“
Hier kam gerade der Gedanke auf, im Katastrophenfall etwas wie „I am Safe“ (siehe Facebook, Google etc.) im lokalen Netz anzubieten. Einfach Vorname, Nachname, Wohnort und Geburtsdatum erfassen und irgendwo eine durchsuchbare Liste bieten. Fertig ist ein sinnvoller Dienst.
Ebenfalls stellt sich mir die Frage, ob eine Anleitung und Images zum flashen keine sinnvolle Einweisung für Nicht-Freifunker wären. Ebenso kleinere Anleitung aus dem Survivalbereich (Feuer machen für Anfänger). Wissen allein ist schon unglaublich hilfreich.
Falls Du das ernst meinen solltest (nur sicherheitshalber)
Wir haben nirgendwo sinnvolle Meshwolken.
Und selbst wenn wir diese hätten, es gibt keine krisenfallsichere Stromversorgungen.
Dieser Satz sagt doch ganz deutlich „lasst und mal den besten Fall annehmen“.
Anstatt reinzugrätschen und mit Bedenken um sich zu werfen kann man die Idee mal weiterspinnen und etwas träumen.
Vielleicht fällt ja ne tolle Idee dabei raus.
Bin da jetzt generell auch sehr skeptisch und gehöre nicht zu der Fraktion die ein unbedingt abschaltsicheres Netz für den Bürgerkriegsfall o.ä. aufbauen will. Es war einfach eine Niederschrift für jene, die Interesse haben solche Dienste zu entwickeln. Aber eine USV für Router ist btw. gar nicht so weit hergeholt. Nur ist das Henne und Ei-Problem präsent: niemand macht USV wenn es nichts zu beschützen gibt.