Fortsetzung der Diskussion von WLAN Name freifunk:
Das Banner heißt auch Splash Page oder technisch genauer Captive Portal. Aufgabe eines Captive Portals ist es, HTTP-Verbindungen zu hijacken und den Benutzer auf eine interne Seite des Betreibers umzuleiten. Darauf werden üblicherweise Nutzungsbedinungen kommuniziert und um eine Bestätigung per Klick gebeten, ohne die gar keine Verbindungen von dem jeweiligen Endgerät zugelassen werden.
Manchmal, vor allem bei großen öffentlichen Hot-Sports werden dabei sogar personenbezogene Daten wie Name, E-Mail-Adresse oder Anschrift eingefordert. Natürlich sind Freifunker durch die Bank gegen solche Datensammelei. Ob ein Captive Portal grundsätzlich eine gute Idee ist, gilt noch nicht als erwiesen oder widerlegt. Auf jeden Fall bedeutet es einen Eingriff in den Datenverkehr unter Inkaufnahme, dass manche Anwendungen unerwartetes Verhalten an den Tag legen.
Da heutzutage die meisten HTTP-Verbindungen zu Social-Media-Plattformen nur noch verschlüsselt erfolgen, gelingt hier die Umleitung nicht. Beim Hijacking muss nämlich der Router die Verbindungen abfangen und auf den eigenen Webserver umleiten, der in der Regel kein gültiges Zertifikat vorlegen kann. Dadurch erhält der Benutzer lediglich eine Fehlermeldung, dass die Seite nicht vertrauenswürdig ist. Inhalte können dabei nicht mit ausgeliefert werden. Erst nach einem Übergehen der Warnung durch den Benutzer wird das Captive Portal angezeigt.
Dazu kommt, dass inzwischen viele Apps eine funktionierende Internetverbindung nutzen wollen, sobald Smartphones mit dem WLAN verbunden sind. Diese nutzen gar keine interaktive HTTP-Sitzung und hören im stillen auf, zu funktionieren oder Quittieren mit einer Fehlermeldung.
Außerdem besteht das Problem, dass nicht alle Benutzer der deutschen (oder englischen) Sprache mächtig sind oder sonst irgendwie beeinträchtigt sind. Das Captive Portal in mehreren Sprachen und barrierefrei anzubieten, ist schlicht organisatorisch bisher nicht möglich gewesen.
Es gab zwar auch juristische Bedenken, anonyme Nutzer ohne Disclaimer ins Netz zu lassen, aber dazu gibt es bisher keinen Präzedenz-Fall, in dem die Haltbarkeit dieses Vorgehens gerichtlich bewertet wurde.
Diese Usability-Probleme haben uns in Düsseldorf von dem Bedarf nach einem Captive Portal abgebracht. Die aktuell eingesetzte Firmware (Gluon) bringt keine solche Funktionalität mit und es gab niemanden, der ein entsprechendes Modul zu Stande gebracht hat.
Ich persönlich freue mich darüber, das Captive Portal los zu sein. Es tut mir leid, wenn sich da einige auf den Schlips getreten gefühlt haben, als ich eine „Mach doch!“-Argumentation eingenommen habe. Aber ich denke, dass die guten Ergebnisse bei der Vergrößerung unseres Netzwerks für sich sprechen.
Wir werden niemanden daran hindern, eine technisch saubere Umsetzung im Freifunk-Netzwerk zu etablieren. Vermutlich ist ein Captive Portal auch ohne einen Bruch mit der Netzneutralität irgendwie machbar. Aber bis dahin empfehle ich, an den Standorten über andere Medien Werbung zu machen. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse.