Hallo Freifunkende,
in den letzten Wochen sind mir mindestens zwei Ereignisse unter die Nase gekommen, die mich stark nachdenklich gemacht haben:
In beiden Fällen sind Versorgungsunternehmen als Sponsor der lokalen Freifunk Communities eingestiegen.
Was mich dabei besonders stört ist, dass in beiden Fällen der der Eindruck entsteht Freifunk sei ein Projekt des jeweiligen Unternehmen.
Bei Freifunk Sundern sieht man es schön an den verteilten Aufklebern und dem Größenverhältnis. Freifunk wird zu Randnotiz, RWE steht im Vordergrund.
Bei Freifunk Bochum wird es nochmals schriftlich hervorgehoben. „ein Bürgerprojekt von…“ (Wobei ein ‚Bürger‘-Präfix eigentlich nur ein Feigenblatt ist. Vermutlich ein Kompromiss, der den Eindruck der Vereinnahmung ein bisschen abmildern sollte)
Somit sind in beiden Fällen durch Sponsoringverträge den jeweiligen Unternehmen quasi Exklusivrechte an den Freifunkprojekten eingeräumt worden.
Was kostet das ganze?
Bochum: Die Community erhält insgesamt 20.000 Euro und Zugang zu Glasfaserinfrastruktur der Stadt
Sundern: RWE Zahlt die Router, laut Auskunft des Bürgermeisters zusätzlich 50 Euro/Monat an den lokalen Verein und 200 Euro einmalig von der Stadtmarketing
Wir halten fest: Die PR-Menschen der jeweiligen Unternehmen haben es für relativ wenig Geld geschafft, sich in ein Projekt mit einem aktuell enorm guten sozialen Image einzukaufen. Eine städteweite Plakatkampagne in Bochum würde ein vielfaches der Summe kosten. Aus PR-Sicht - alles richtig gemacht. Socialwashing at its best!
Nicht dass ihr mich falsch versteht…
Ich halte Kooperationen mit Unternehmen, Vereinen, Institutionen, Parteien für richtig. Denn wir sind inzwischen so groß geworden, dass wir nicht alles aus eigener Tasche zahlen können.
Wir müssen jedoch als Bewegung besonders darauf achten, dass wir gegenüber allen potentiellen Partnern aber auch Menschen offen sind. Wer Lust hat mitzumachen, sei es durch Arbeit-, Sach- oder Geldleistung sollte dies tun dürfen. Denn Freifunk ist ein Projekt von allen. (außer Nazis und anderen rechten Koffern, aber die finden uns eh blöd)
Was aber im Falle von Bochum und Sundern passiert ist, ist dass hier einem Unternehmen quasi Exklusivrechte eingeräumt worden sind. Kein anderes Unternehmen wird da doch einsteigen, wenn ein anderes dort bereits so stark präsent ist.
In beiden Fällen wurden die Freifunk Projekte durch ein Unternehmen gebrandmarkt. In einer Art und Weise die mich stört, die ich nicht gut finde. Und ich befürchte, ich bin nicht alleine. Wir müssen also darüber reden.
Lösungen?
Ich denke ein einfache Möglichkeit wäre es, sich Communityübergreifend auf bestimmte Wordings zu verständigen.
„Freifunk XY in Kooperation/Zusammenarbeit mit Z“ ist etwas anderes als „Ein Projekt von/der Z“
„Z - ein Partner/Unterstützer von Freifunk YX“ ist etwas anderes als „Freifunk Z“
Vermutlich gibt es noch einige andere Negativbeispiele für solche PR-Stunts. Um so wichtiger ist, dass wir eine Diskussion führen und Lösungen ausarbeiten, sonst werden wir innerhalb der Communities immer wieder darüber stolpern und uns damit beschäftigen. Dabei wird Energie verbrannt, die anders wo sinnvoller eingesetzt werden könnte.
Grüße
Maltis
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