EU-Gesetz beendet Freifunk?

Hallo,

in einer Computerzeitschrift wird geschrieben, dass evtl. ein EU-Gesetz kommt, das das Ende des Freifunk bedeutet. Und zwar geht es darum, dass Gerätehersteller einen Mechanismus installieren müssen, der Mißbrauch verhindert. (Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es um Frequenzen-Mißbrauch.)

Ich hoffe aber, dass selbst wenn das Gesetz kommt, das nicht das Ende des Freifunk bedeutet? Eure Meinung dazu?

Grüße
Peter

Für den Fall, dass Du eine Computerzeitschrift von 2015/2016 gefunden haben solltest

Die Befürchtungen von vor 5 Jahren, dass Auswirkungen der Radio-Efficiency-Directive ETSI/EN 300 328 zu wirklich einschneidenden(!) Konsequenzen führen würden, insbesondere für den Freifunk:
Diese Befürchtungen sind bislang nicht eingetreten

Das Angebot von „auf kommerziell erhältlichen Routern“ installierbare (Openwrt-) Firmware ist in den Jahren größer geworden, nicht kleiner. Dank der unermüdlichen Arbeit der OpenWRT&Gluon-Maintainenden, die bei dem Katz&Maus-Spiel der „Router-Befreiung“ bei den interessanten Platformen bislang immer erfolgreich waren.

Wenn es ein „Freifunk-Problem“ zu adressieren gibt, dann meiner Meinung nach eher die überfällige Verpflichtung (z.B. durch eine EU-Regulierung), dass Inverkehrbringer stets quelloffene Treiber (meinetwegen auch für Hardmac) zur Verfügung stellen müssten, um E-Waste/Nachhaltigkeits/RightToRepair-Vorgaben einzuhalten.

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Nein, es war eine aktuelle Zeitschrift, Linux User 08/2021 oder die neuste c’t.

Aber gut zu wissen, dass die Aussichten ziemlich positiv sind! :smile:

Dann steht ja meinem Freifunk-„Abenteuer“ keine Politik im Weg.

Gruß
Peter

Diese Regulierung zwar ein tolles Beispiel ist für „good intentions, turned out bad“.
Der Tiger ist jedoch bislang zahnlos geblieben.
Die Konsequenzen sind eher auf dem Level von „Ärgerlichkeiten“ und „hält keine ernsthaft Interessierten ab“ bis zur Lesart: „Diese Einstiegshacking-Hürde hat das Thema für einige erst richtig interessant gemacht und sie auf den Geschmack gebracht“

(Die diversen Dinge der vergangenen Dekaden, egal ob jetzt HDMI-HDCP, DVD-CSS, VHS-Macrovision oder das Fernmeldeanlagengesetz der Deutschen Bundespost: Die waren auf einem völlig anderen Niveau. Und auch die haben nicht gehalten. Weder in der alltäglich Praxis noch in der juristischen Konsequenz. Aber auch da: irgendwie natürlich alles ärgerlich und hat viele ‚Geschichten aus Absurdistan‘ produziert über die man hinterher anekdotisch erzählen kann über polizeiliche Hausdurchsuchungen wegen Betrieb eines Telefons an einem nicht zugelassenen Telefonkabel. Wenn man es richtig timed bekommt man dafür sogar einen Hacker-Film im Kino.)

Realistisch „für Freifunk“ ist das Fehlen von Opensource-Treibern für Broadcom-Wifi ein viel, viel größerer Hemmschuh als besagter „Firmware-Lockdown“.
Eben weil BCM eine so verbreitete Chipsatz-Familie ist. Man bekommt solche Geräte zwar dazu, einen Linux-Kernel zu booten und auch ein OpenWRT drauf. Aber dann gibt es keine (nach FOSS-Gesichtspunkten, also legal nutzbare) nutzbare Wifi-Treiber, was dann etwa so hilfreich ist wie ein Auto ohne Räder: Man kann ggf. bequem sitzen, ist vor Regen gschützt, kann Radio hören und evtl. gibt’s sogar Klimaanlage. (Und die Hacks die es gibt sind halt auf XDA-developers-style, also gepatchte BLOBs, die bei shady oneclick-hostern liegen und bei deren Verbreitung man sich nicht erwischen lassen darf, weil irgendwas mit Copyright.)

Umgekehrt will ich aber auch nicht verhehlen, dass die schnarchige Entwicklung von offenen Treibern für Mediatek (MTK-Wifi) zu Lasten der FOSS-Gemeinde geht.

Da fehlt nicht nur Funding (also Geld), sondern auch Projekt-Koordinierung.
Dort wären Sponsorgengelder und Mittel aus „Freifunk-Förderungen“ in den letzten 3-4 Jahren sehr sinnvoll verwendbar gewesen, um Treiber zu bekommen, die nicht nur einen „Minimum-Valuable“ Prototype darstellen, sondern wirklich 1)robust und 2) performant sind, so wie die OSS-Treiber für Atheros/QCA seit Jahren sind. (Und bevor jemand nitpickt: Auch dort gibt -wie überall- natürlich Luft nach oben, wo sich lohnen würde, Geld und Lebenszeit drauf zu werfen.)

P.S. Es gibt auch die Lesart (im Bereich der Verschwörungstheorie), dass die RED in der Praxis bislang eher eine EU/US-Markteintrittsbarriere ist.
Sich also als effektiv erwiesen hat, um den bestehenden Playern neue Konkurrenz vom Hals zu halten. also „kleinere Importeure“ oder Discount-B-Brands. Oder auch Direct-Imports der CE-Branche in der Weise zu erschweren, dass diese faktisch gezwungen sind, bei den etablierten Herstellern ‚whitelabel/ODM‘ zu kaufen, wenn sie wirklich OEM-Produkte wollen.

Warum:
Neulinge in dem Marktsegment haben es wirklich schwer, überhaupt zu lernen, wie sie rechtssicher Wifi-Produkte in die EU importieren können, ohne sich dem Risiko von Abmahnungen durch Mitbewerber auszusetzen. Das braucht Zeit, bindet Personal, verursacht hohe Einmalkosten (inkl. für Anwaltskanzleien und externe Consulting-Firmen, die abklären, welche Risiken real und welche nur auf dem Papier sind, damit die evtl. persönlich haftende Firmenleitung ruhiger schlafen kann. Dazu Verträge mit Benannten Stellen und der korrekten Veröffentlichung der DoC)

Worst case ist das Produkt dann technisch überholt wenn es erstmalig in den Vertrieb geht und der Preis ist eher unattraktiv.
Und der Markt-Neuling macht trotzdem noch an jedem einzelnen Gerät Verlust.
Sinnvollerweise begrenzt man dann die Stückzahl hart, als Kompromiss aus „Gesicht wahren, keinen totalen Fail abgeliefert zu haben“ und „die Episode nicht headline news im Finanzbericht werden zu lassen“.

Was meinst du damit?

Das das Powermanagement (im sinne von „thermal throtteling“) ist so, dass die mediatek-Chips -nach meiner Beobachtung- mit freien Treibern nur mit gebremsten Schaum laufen.
Keine Ahnung, ob es ein festgenageltes 1x1 ist (obwohl der Chipsat 2x2 oder 3x3 hat), oder zu konservatives throtteling, oder aber packetloss/garbled packets wegen overheat.
Es gab ja mal Kickstarter, um Funding bei entsprechenden Treiberhackern anzuschieben, das ist aber irgendwie nur ein Strohfeuer gewesen vor etwa 3-4 Jahren.

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Hallo,

ich habe vor zwei Wochen das unangenehme Spiel mit mehreren neuesten Ubiquity-Nano-Loco-M2 durch.
Da ließ sich das Ganze noch mittels Backflash der Stockware regeln. Leider haben die Teile dann auch nur mit einer älteren FFFW (Gluon) durchgehalten. ohne ins Rotlicht zu laufen. Da bestehen wohl Inkompatibilitäten mit dem Sysrtemspeicher.

Das Gleiche habe ich heiute mkit einem Kontingent TPL-Archer-C7 erlebt. Von 20 bestellten bekam ich von einem Liefereanten nur noch sechs Stück und von einem anderen nur noch sechs Stück mit der Begründung, dass es „Lieferbeschraänkungen“ an dieselben Abnehmer gebe. Man dürde nur noch maximal dreio Stück abgeben und nur, weil,ich schon Kunde wäre → Maximalabgabe.

Von der zweiten Leiferung ließen sich noch zwei Stück einwandfrei flashen. Dann kam der Wechsel von Stockware 1.0.x auf 1,.x und nichts ging mehr. Auch Stockware-Backflash hat bisher versagt (das ging bei Ubiquity noch).

Die letzte Lieferung mit Stockware 1.0.x ließ noch das FF-Flashen zu.

Was ist mit U-Boot-Flash?

Glück Auf
Tom

Nach Betteride’s law of headlines lautet die Antwort auf die Frage übrigens:
Nein! Tut es nicht.

Das ist jetzt aber keine politische Frage, sondern eine der jeweiligen Vertriebskanäle.
In Zeiten von Chipknappheit halte ich es übrigens durchaus für sinnvoll, wenn prinzipiell bei Skalpern und anderen Profiteuren ein Riegel vorgeschoben wird. Soetwas hat die Raspberry-Foundation auch früher schon gemacht.
Dass es hier auch Freifunkende trifft: Da muss man die Bestellung ggf. halt splitten.
Und ganz ehrlich: Andere wollen wielleicht auch noch noch ein paar von den Archern haben, wenn die knapp sind.

Nun war das von mit keine News-Headline, sondern eine Frage…Aber nichts desto trotz danke für die Antworten, die mich da etwas beruhigt haben!

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