Gibt es Freifunk ohne Ideologie?

Hey, ich versuche hier gar nichts umzudefinieren.

Es geht mir vor allem darum, dass ich im Moment wissen möchte, ob ich weiterhin guten Gewissens gegenüber Interessenten behaupten kann, dass Freifunk eben keine politischen Ziele verfolgt.

Und ob ich Freifunk-Knoten bei Gastronomen aufstellen darf, die wirklich nur einen Hotspot für ihre Gäste haben wollen (und damit definitiv kommerzielle Interessen verfolgen), aber als (für sie irrelevantes) Nebenprodukt unser Mesh vergrößern.

Alle Menschen, die irgendeinem Thema ihre Zeit widmen - ob entgeltlich oder unentgeltlich - tendieren dazu, dieses Thema mit größerer Bedeutung aufzuladen. Wertfrei und neutral ist nichts, was der Mensch tut.

Wer hat diese Forderungen gestellt? Menschen. Siehe oben.

Gut, dass für die meisten Leute politisch nur bedeutet, dass da eine bestimmte Partei Ressourcen reinbuttert.

Digitale Teilhabe, Vernetzung und Kommunikation sind also wichtige Themen? Mein lieber @yayachiken, ich höre eine Ideologie trapsen. :wink:

Unter dem Dach von Freifunk ist Platz für eine Menge unterschiedlicher Auffassungen. Nur weil ich persönlich Freifunk als eine Art freiwillige Feuerwehr für WLAN im öffentlichen Raum sehe, heisst das beileibe nicht, dass ich nicht mit jemanden zusammenarbeiten kann, der seine Nachbarschaft vernetzen will. Oder mit einem Restaurantbetreiber, den nur die Möglichkeit interessiert, seinen Gästen billig und risikofrei WLAN anzubieten.

Bis jetzt habe ich kaum von einem aktiven Freifunker gelesen, der in eine so andere Richtung zerrt, dass wir nicht miteinander könnten. Ideologen schon, aber erstmal schauen was die so gerade für Freifunk überhaupt machen - quatschen kann man viel.

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Hallo David,

ich versuche mal meine persoenliche Sicht darzustellen, wie ich das Thema Freifunk auf den Ebenen sehe. Ich selber bin seit ca. 1 Jahr dabei und aktiv in einer Community (Karlsruhe).

Ich sehe grundsaetzlich 3 Aspekte, die Freifunk fuer mich atraktiv macht:

  1. Freiheit
    Freiheit hier im Sinne von, freier Zugang und damit auch kostenfrei, ohne Registrierung und ohne die Erhebung von Nutzerdaten. Frei auch im Sinne der Daten. Es werden zunaechst einmal keine Anwendungen in irgendeiner Weise bevorzugt oder benachteiligt. Mal abgesehen von technisch notwendigen Dingen, wie Ratelimiting oder Filtern um Netzstoerungen abzuwenden.
    Diesen Freiheitgedanken leite ich eher aus dem Grundgesetz ab und sehe da keine Ideologie drin.

  2. Soziale Aspekte
    Finde ich ebenso wichtig wie, die Freiheit. Denn Menschen denen in unserer Gesellschaft der Zugang zum Netz verwehrt bleibt, sei es aus finanziellen Gruenden oder weil sie ihre persoenlichen Daten nicht preisgeben wollen, diese Menschen sind nicht frei in dem Sinne, wie oben formuliert. Davon abgesehen denke ich das Freifunk an der Stelle schon einen gewissen politischen Aspekt hat, der aber ebenfalls eher auf Basis meiner Grundwerte fusst und wenig mit irgendeiner Partei oder politisch taetigen Organisation zu tun hat.

  3. Technische Aspekte
    Freifunk ist aus technischer Sicht ein sehr interessantes Projekt. Das auch von Dir erwaehnte Pico-Peering-Agreement beschreibt aus meiner Sicht sehr gut die Spielregeln, die angewendet werden sollten, wenn sich etwas „Freifunk“ nennt. Auch den Gedanken Wissen zu vermitteln, wenn es um die Infrastruktur geht unterstuetze ich aktiv. Einen Zwang sich aber mit der zugrundeliegenden Technik zu beschaeftigen sehe ich weder fuer Nutzer noch fuer Knotenbetreiber. Auch dort ist jeder frei, was sein Betrag zu der Thematik angeht.

Was mir aber in einigen Threads hier sauer aufstoesst ist das es offensichtlich Leute gibt, die etwas machen was nichts mit dem Begriff „frei“ bzw. „Freiheit“ zu tun hat. Zumindest nicht in dem Sinne, wie ich ihn verstehe.
Als Beispiele:

  • Zwangsmitgliedschaften in Vereinen, um mitmachen zu koennen.
  • Schaltung von Captive-Portals, um Werbung oder sonstige Hinweise zu schalten.
  • Bewusste Gegeninitiativen in einigen Regionen.

Ich hab nichts dagegen, dass sich mit technisch aehnlichen Mitteln solche Gebilde entwickeln, aber dann sollen sie sich
a) nicht FREIFUNK nennen, wenn sie nicht FREI sind und
b) die Freiheit anderer respektieren und nicht dagegen arbeiten.

Und an der Stelle kannst du gerne eine Ideologie ableiten.
Ja da bin ich Idealist uns sage:
Schreibt nicht FREIFUNK drauf, wo kein Freifunk drin steckt !

Gruss,
Roman

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@synpusep
Danke, besser hätte ich es auch nicht zu formulieren gewusst.

Freifunk ist höchst politisch! Unter Worum geht’s? bei freifunk.net steht der für mich entscheidende Satz: „Unsere Vision ist die Demokratisierung der Kommunikationsmedien durch freie Netzwerke.“

Eine ausführliche Begründung, warum ich beim Freifunk mitmache, habe ich schon mal verfasst: Freifunk - Fragen, Antworten. Kurzfassung: Ich glaube, dass Freifunk das “next big thing” ist. Technisch und gesellschaftlich.

Zu den aufgeführten Punkten:

  • Geld:
    Seit es freie Software gibt, wird damit Geld verdient. Würde mich wundern, wenn das mit Freifunk anders sein sollte!
  • Strukturen:
    Die Communities sind Strukturen. Es gibt Vereine mit Vorständen und Co. Gemeinsam kann man mehr erreichen, als allein. Aus Wikipedia: „Anarchismus (abgeleitet von altgriechisch ἀναρχία anarchia ‚Herrschaftslosigkeit‘; Derivation aus α privativum und ἀρχή arche ‚Herrschaft‘) ist eine politische Ideenlehre und Philosophie, die Herrschaft von Menschen über Menschen und jede Art von Hierarchie als Form der Unterdrückung von Freiheit ablehnt.“ - Wahrscheinlich bin ich Anarchist. Sicher bin ich nicht Grundsätzlich gegen Hierarchien. Eben nur dann, wenn Sie der Unterdrückung dienen. Ich bin froh, dass ich einen Chef hab, ich würde es hassen, wenn er mir gegenüber seine Position unangemessen nützen würde.
  • Kompetenz:
    Kompetenz ist immer von Vorteil. Ich stelle niemandem einen Router hin, ohne vorher die Technik zu erläutern. Ich weiß, dass viele ein paar Minuten später das meiste wieder vergessen haben. Ich weiß, dass viele den Router nie wieder anfassen. Ich hinterlasse das Angebot, bei Bedarf zu unterstützen.
  • der Freifunk-Gedanke:
    Wer immer einen Knoten aufstellt, unterstützt den Gedanken. Er kann nicht anders, oder er hat die Kompetenz die Software der Community so zu ändern, dass der Gedanke nicht mehr unterstützt wird. Dann ist der definitiv kein Freifunker.
  • Internetzugang:
    Ein weiterer Satz aus dem Worum geht’s?: Viele stellen zudem ihren Internetzugang zur Verfügung und ermöglichen anderen den Zugang zum weltweiten Netz. Ich bin froh, wenn mein Lieblingsgastronom für Freifunk entscheidet und nicht auf eine Lösung setzt die Telekom ihm bauen würde: auch da hätte er keine Kosten, aber seine Gäste. Jeder sollte das machen, was er am besten kann. Ich mach ihm das technische Zeug, er macht mir die leckeren Sachen. Er ist einer von denen, von denen ich unter Kompetenz gesprochen habe. Am Ende des Tages stehen die Knoten nur bei ihm. Der Betreiber bin ich.

Ansonsten halte ich es mit @Pinky: Frei, wie in Freiheit, nicht wie in Freibier! Freifunk ist überparteilich. Die beteiligten Strukturen sind dazu aufgefordert, alles zu tun, damit Freifunk frei und überparteilich bleibt!

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Am Rande der letzten Jahreshauptversammlung des Förderverein Freie Netzwerke e.V. (welcher die Domain Freifunk.net betreibt) ist im letzten Jahr ist folgender Satz gefallen:

Freifunk war immer politisch, aber auch immer Parteineutral.

Ich denke dieses Statement trifft diesen Punkt ganz gut.

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Leider nicht wirklich, denn die Aussage ist halt so schwammig wie sie eben nur geht.

Ja man ist politisch, aber in welcher Hinsicht? Kannst du das gegebenenfalls präzisieren? Würdest du deinen Vorrednern widersprechen, oder war alles was bis jetzt hier gesagt wurde, so für dich in Ordnung?

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Die Antwort ist Nein und das ist gut so.

Ich habe 6 Beiträge in ein neues Thema verschoben: Differenzen zwischen Librefunk und dem VffN

Auch hier bitte würde ich mir das ein wenig genauer wünschen. In welchem Maße soll Freifunk ideologisch sein. Würdest du den bisherigen Posts hier zustimmen?

(Sorry, wenn ich euch gerade so die Infos aus der Nase ziehe, aber ich möchte mich ein und für alle mal absichern, dass das was ich und vielleicht auch meine Community so treiben, nicht irgendwann bundesweiten Backlash auslöst, weil wir es falsch machen.)

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Ich habe den Beitrag in ein vorhandenes Thema verschoben: Differenzen zwischen Librefunk und dem VffN

Ich finde deine Idee super und bin schon lange auf der Suche nach einem Dach, welches eine Ideologiefreie Version von Freifunk realisiert.

Hast Du Lust etwas neues zu gründen? Oder kennst Du noch mehr Leute die weg wollen?

Siehe auch der verschobene Thread… Spidermeshthread: openLab Augsburg / Librefunk und Konflikte mit bestehenden Strukturen

Nein, ich habe keine Lust etwas neues zu gründen.
Wenn sich herausstellt, dass das was ich mache, der Community nicht passt, dann mache ich einfach in Zukunft nichts mehr :slight_smile:

Um zu den Eingangsfragen von @yayachiken zurückzukommen…

Ich finde Freifunk durchweg politisch, weil es soziale Ziele verfolgt.

Wäre das hier ein großer "Technikspielplatz, wäre Ich persönlich - obwohl historisch aus der Technik kommend - sofort raus. Ich find schon die Experiemente die wir finanziell treiben (dien einen zahlen das Internet der anderen) sehr schwierig, weil wir ja nicht im geringsten nur „Bedürftige & Reisende“ bedienen. Das wir im Moment mal primär - mangels andrer sinniger Angebote - ein großer Internetversorger sind, damit bin Ich fein. Um anderes (interne Dienste, Notfunkszenarien, …) hinzustellen, dafür müssen wir halt noch wachsen.

Ist hier Platz für technisch afine Mitstreiter ?
Ja, klar.

Sonst enden wir im Debatierclub und kommen über „jemand müsste mal Kaffee kochen“ nicht raus - Kaffee gibt´s nie.

Dabei sollte die Technik die Ziele der Freifunk Initiative supporten- und nicht umgekehrt.
Darf man dabei experimentieren und Spaß haben ?
Ja, klar.

Wenn jemand Freifunk für Parteipolitik nutzen will ist er m.E. falsch hier. Eine jede Partei darf aber gerne Freifunk Supporten.

Wenn jemand „Technik im WLAN ohne Grenzen und Ziele“ betreiben will, ist er m.E. hier ebenso falsch. Allerdings ist Raum für viele Ansätze, Test, proof of concept.

…my 2 cent

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Ich finde deine Einstellung intolerant.

Du möchtest für deine Ideen und Vorstellungen Verständnis anderer Menschen haben, verwehrst Ihnen allerdings mit ihren Ideen (hier: einfach WLAN zum Technikspaß als Freifunk zu machen) auch berücksichtigt zu werden. Und das findest Du okay?

Nichts anderes ist auch auf dem besagten WLANNews Thread passiert, und das auch noch mithilfer einer „Fairnessverpflichtung“, von der man nie mehr etwas gehört hat.

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Nunja, das frei in Freifunk bedeutet dass es an unterschiedlichen Orten in unterschiedlichen Organisationsformen verschiedenen Ansätze gibt.

In Aachen empfinde ich Freifunk als unpolitisch und nicht kommerziell.

Wir werden zwar demnächst von kommerziellen Betreibern von Rechenzentren unterstützt, jedoch ohne dass diese in unseren Netzbetrieb oder sonstwie eingreifen. Die Bedienung für die Zusammenarbeit ist diese zu publizieren und das ist selbstverständlich.

Parteipolitisch aktiv sind wir meiner Meinung nach auch keineswegs.
Im netzpolitischen Bereich sind wir in gewisser Weise aktiv.
System bedingt wäre die Vorratsdatenspeicherung ein Problem für uns, mit der Störerhaftung kann wohl auch kaum ein Freifunker etwas anfangen. Zensur im Netz lehnen wir auf Basis des Pico Peering Agreements ab.

Für mich persönlich sehe ich unsere Arbeit als vergleichbar mit karitativer Arbeit an.
Ich gewähre jedem gleichberechtigt Zugang zu unserem Netz, ohne Betrachtung seiner Person.

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Naja man fordert z.b. ganz klar die Abschaffung der Störerhaftung bzw. in unseren Augen eher die richtige Auslegung des aktuellen Gesetzes. Vorratsdatenspeicherung ist auch ein Gesetz und das Recht auf freie Kommunikation. Unterstützung von freien Netzwerken und nicht nur Kab-DE oder T-Dingsbums.

Zu den restlichen Fragen schlage ich vor auf das WCW zu warten, weil Ziel ist es ja für die Zukunft ein Freifunk Advisory council welches von möglichst vielen Communties getragen wird. Die Vorstände des Förderverein Freie Netzwerke e.V. haben ja angekündigt dass Sie versuchen möglichst alle Communities mit einbeziehen egal ob Aktivist oder Professional. So wie es aussieht halten aktuell die Professional´s ihre Leute eher bei Stange/sind koordinierter/aktiver und dann wird das Paper dann wohl eher in die Richtung gehen. Ich bin aber guter Dinge dass auch Platz für Fundamentalisten darin bleibt :smile: . Ich persönlich bin aufgrund technischer Spielereien dazugekommen und habe erst hier meinen Spaß am Aktionismus entdeckt. Das eine schließt das andere also nicht aus :wink:

Das hört sich nach dem an was ich mir vorstelle, allerdings nicht nach Freifunk a la Monic!

Bei Ihr heißt es: Du mußt Dich der Doktrin der hier aktiven linksausgerichteten Menschen unterordnen oder kein Freifunk machen. Und die sagen: z.B. Kein Internet. Oder interpretieren die Peering Policy so, dass ja nirgends steht dass man mit einem grundsätzlich peeren muss. Und wollen einfach IHR netz selbst machen, von wegen Dezentralität… dieses Argument benutzen man nur gegenüber anderen.

Sorry, ich habe keine Zeit und Lust, hier den ganzen Thread zu lesen.

Für mich ist es selbstverständlich, dass Freifunk ein liberales Welt- und Menschenbild impliziert und gelebte Solidarität ist. Wer meint, dass man alle Menschen durchgängig überwachen muss, damit sie nichts böses tun, sollte auch bei Freifunk nicht mitmachen. Ebenso Menschen, die nichts vom Teilen mit anderen Menschen halten.

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In Augsburg: Nur über Umwege, da der Bundesverein uns weder verlinkt noch eine Subdomain gegeben hat.

http://lists.freifunk.net/pipermail/wlannews-freifunk.net/2014-August/003047.html