Kleines Richtfunk-Experiment (Erfahrungsbericht)

Hallo liebe Freifunker,

ich möchte von einem Richtfunk-Versuch hier in Bochum berichten. Ein Vereinskollege (Lars, dem ich gleich für das Durchhalten bei dieser Experimentiererei danke) wohnt etwa 400 Meter von mir entfernt, zwischen uns liegt eine Parkanlage mit viel Grüzeug. Es gibt keine Sichtverbindung und wir müssen an einigen Häusern direkt an den Ecken vorbei, davor noch dieses Grünzeug:

Es stellte sich die Frage, mit welchem Low-Cost-Equipment man so etwas tun kann. Wir betreiben in Bochum schon eine Richtfunkstrecke mit zwei TP-Link CPEs mit Gluon, allerdings mit guter Sichtverbindung.

Das ganze sollte ebenfalls auf unserer Gluon-Firmware basieren. Bei der CPE210 hat das den Vorteil, dass auch andere einfach im großen Abstrahlwinkel mitmeshen können oder mit Endgeräten sich ins Freifunk-Netz einklinken können, was mit den Stock-Firmware-Lösungen leider nicht geht.

CPE210 <-> CPE210
Zuerst versuchten wir es mit zwei CPE210. Diese gab es zu diesem Zeitpunkt gebraucht für etwa 30 € pro Stück - ein unfassbar günstiger Preis.

Auf der Status-Seite der Knoten konnte allerdings nur sporadisch, alle paar Minuten etwa, ein Signal empfangen werden. Das funktionierte also gar nicht:


Man erkennt am Graph einen kleinen Punkt ganz links, das war das höchste der Gefühle.

Bullet M2 - Helix-Antenne <-> Bullet M2 - Helix-Antenne
Als nächstes versuchten wir eine Paarung aus Ubiquiti Bullet M2 (ca. 80 €) mit einer günstigen Helix-Antenne von IAPT (20 €) aus der Bucht: 18 dBi, zirkulare Polarisation. Man benötigt noch einen Adapter für 4 € mit TNC Stecker auf N-Buchse. Das macht dann so etwa 105 € für jede Seite.
Die Bullet M2 wird per POE Passthrough auf einer Seite hinter einer CPE210 betrieben.


Das Ergebnis war leider kaum besser als bei CPE zu CPE. Es gab zwar öfter die Gegenstelle auf den Status-Seiten zu sehen, mehr war aber nicht drin.

Der Preis von 100 € für Bullet+Antenne verglichen zu 30 € einer CPE steht hier bei der minimalen Verbesserung in keinem Verhältnis.

Bullet M2 - Panel-Antenne <-> CPE 210
Der vorletzte Versuch erfolgte mit einer Panel-Antenne von ITELITE für ca. 50 € (PAT24019, 2,4 GHz, 19 dBi, 20°) bei mir zur CPE210 (9 dBi, 60°) bei Lars auf der Gegenseite. Aus Kostengründen hatte ich erst mal nur eine Panel-Antenne gekauft. Bullet und Panel-Antenne machen dann etwa 130 € zusammen.

Jetzt hatten wir eine rote Linie auf der Karte. Zugegebenermaßen eine teure, rote Linie. Die Verbindung ist nicht brauchbar, aber wieder etwas besser als mit den beiden Helix-Antennen. Auf der Status-Seite erkennen sich die Knoten:

Leider blieb es aus Zeitgründen extrem lange bei dieser Kombination. Bei der Polarisation konnten wir durch Drehen der Panel-Antenne keine Unterschiede feststellen. Die Signale waren immer wieder sporadisch auf der Statusseite der Gegenseite sichtbar, aber nicht nutzbar. Ich habe hin- und wieder eine zweite CPE, die am Fenster ein paar Meter weiter unten montiert ist, als Gegenstelle statt der CPE auf dem Dach, selten beide gleichzeitig.

Was Wettereinflüsse oder Laub an den Bäumen anbelangt, konnte ich leider nichts relevantes entdecken. Eine Kausalität wie Mehr Laub = Weniger Durchsatz wäre schön gewesen. Das konnte ich zwischen Winter und Frühling jetzt allerdings nicht feststellen.

Bullet M2 - Panel-Antenne <-> Bullet M2 - Panel-Antenne
Kurz vor meinem Umzug (leider werde ich bald nicht mehr in Bochum aktiv sein) wollte ich das Experiment nun beenden.

Wir haben nun kurzfristig die baugleiche Panel-Antenne von ITELITE bei Lars aus dem Fenster gehalten, an dem sonst die CPE hängt, deren Signal ich bei mir empfange und die Verbindung getestet. Das Ergebnis war überraschend gut, wie auf den Status-Seiten der Knoten zu sehen:

Auf der Karte reicht das jetzt für eine orange Linie. TQ war maximal bei 64%, ein solch hoher Wert war mit den anderen Kombinationen nicht einmal ansatzweise erreichbar.

Fazit und tl;dr:
Helix-Antenne an Bullet taugte nichts. Wenn sich zwei CPE210 gegenseitig sehen, kann es mit den Panel-Antennen an der Bullet ganz gut klappen. Die Kobination aus zwei Panel-Antennen mit der Bullet M2 scheint eine brauchbare, halbwegs preiswerte Richtfunklösung zu sein, wenns mit den CPE nicht klappt.

Und dazu wäre noch zu bestägtigen: Was bei freier Sicht über Kilometer wunderbar klappt, funktioniert nicht durch Bäume hindurch, auch nicht mit viel Schmagges.

Ich hoffe, das war einigermaßen interessant für den ein- oder anderen :wink:
Viele Grüße

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Leider nichts neues.
Mit zwei Nanostations (loco, stock-fw) wäre es eine solide grüne Linie geworden.
Oder zwei 841er im Outdoor-Gehäuse, mit den Stockantennen drinnen, wäre mindestens orange geworden.
Schau mal in

Auch durch Buschwerk hindurch geht das irgendwie mit 841ern.

Antennenbasteln bringt nichts, wenn man nicht messen kann, also entweder keinen Networkanalyzer hat, oder niemanden der das Ding auch wirklich bedienen kann.

Das ist ja spannend. Wir hatten mit den beiden CPE (wohlgemerkt mit Freifunk-Firmware) zuerst gar keinen Erfolg, während es bei 1,2 Kilometern Luftlinie bei Sicht super geklappt hat. Daher haben wir den 841er gar nicht erst getestet.

Auf den Google Maps Bildern erkennt man das etwas besser:


Sind mehrere Bäume auf beiden Seiten und man muss durch so einen kleinen Spalt zwischen den Häusern durch.

Ich versuche mal, dass ich das (Nanostation sowie die 841er) an der Strecke noch testen kann und werde berichten!

Na dann ist das doch schon auch ohne Bäume etwas grenzwertig allein aus Fresnel-Sicht, oder ?

Das ist vor allem grenzwertig weil links und rechts Mietwohnungen sind.
Da schlägt die AirtimeFairness voll zu, und das auf beiden seiten, also 2 mal 10% Kanalnutzung, und da sich das dann im Endeffekt multipliziert 1% der eigentlich nach linkspeed announcten Bandbreite.

Vermutlich wird der Link nur nachts zwischen 2 und 5 etwas besser, wenn überall nur nur noch die HGWs sich mit den Funksteckdosen und den EPG-Updates der SmartTVs unterhalten.
(Und eben niemand mehr im Wlan Netflix&Youtube auf’s Smartphone streamed in den Wohnungen)

Mit der CPE habt ihr Euch ein HF-technisch sehr problematisches (taubes) Gerät ausgesucht.
Und dann seid ihr gleich zu „noch problematischerer Antennenbastelei“ gewechselt. Also vom Regen in die Traufe.

Hattet ihr die Sendeleistung entsprechend runtergesetzt mit den Panel Antennen ?

Ich nehme an, dass ist in etwa die Kurzversion von diesem Posting hier, oder?

Danke für die kritischen Rückmeldungen.

Also bevor hier der Eindruck ensteht, dass das eine Erfolgsgeschichte wäre: Ist es nicht, es funktioniert ja nicht. Wir dachten auch, dass das wahrscheinlich „grenzwertig“ ist, daher wollten wir das mal versuchen.

Der Gedanke war, das einfach mal zu versuchen. Bei 20 € für die Bastelantenne wird man nicht arm, man liest Werbeversprechen (mittlerweile wird das Helix-Ding ja gar nicht mehr verkauft) und erhofft sich was. Wir wurden auch von einem anderen Freifunker, ich meine aus Witten, gewarnt, dass das mit Helix-Antennen Quatsch ist.
Zumindest für die paar Jugendlichen hier, die immer an der Tischtennisplatte in der Nähe der Antenne rumhängen, hat sichs gelohnt, das Freifunk-Signal wird da oft genutzt.

Ja, das muss ja wegen hohem Antennengewinn.

Das kann man durchaus beobachten, sofern es überhaupt einen Link gibt. Das Panel-Antennenpaar hatten wir nur etwa zwei Minuten im Betrieb.

Macht’s Sinn die noch zu testen? In der Bucht gibts einen Stapel gebrauchter M2, oder die Loco M2 in neu?

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Ja, das zu Testen ergibt Sinn, sofern es keine Loco2 „non-M“ (also „nicht-Gluon-tauglich“, da zu wenig RAM) sind.

Es soll zwar ne Gluon-Lösung werden, aber mit Ubiquiti-Hardware und Stock-Firmware würde ich mehr Erfolg erwarten. Allerdings ist für 5GHz das Grünzeug Gift. Würde unter Umständen ein reiner Winterlink, wenn das Laub weg ist.

Für Sichtkontakt bin ich absoluter Fan von LiteBeam ac oder wenn es diskreter sein soll und mehr kosten darf Nanobeam ac von Ubiquiti.

So eine Bridge verhält sich dann wie ein Kabel.

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