Hallo ihr alle,
ich bin von Heinz Niski um eine Stellungnahme gebeten worden und möchte der Bitte gern entsprechen. Mein Name ist Mark Bothe und ich bin der für das Freifunk-Projekt verantwortliche Pastoralassistent der Pfarrei St. Urbanus in Gelsenkirchen-Buer, um die es hier geht.
Zunächst möchte ich noch einmal verdeutlichen, wie sehr ich es bedauere, die FF-Knoten abschalten zu müssen. Ich habe dieses Projekt selbst in unserer Pfarrei aufgebaut, wie Andreas sehr wohl weiß - er war nämlich hier und hat einen Nachmittag lang mit mir Kabel zurückverfolgt, um den Router ans Laufen zu kriegen.
Andreas wie auch Heinz waren auch meine Ansprechpartner als es darum ging, FF-Knoten in GE-Scholven aufzubauen um die dortige Notunterkunft für Flüchtlinge mit Internet zu versorgen.
In dieser Woche hat unsere Pfarrei eine Kirche in Hassel leergeräumt und neu eingerichtet, sodass nun Flüchtlinge dort untergebracht werden können.
Die Kirchen in GE-Buer haben zudem den HelpLaden an der Apostelkirche ins Leben gerufen, der Helfende und Hilfesuchende zusammenbringen soll.
Wenn wir also ein Flüchtlingsprojekt einstellen, hat das aus unserer Sicht schwerwiegende Gründe. So bedauerlich das auch ist.
Andreas hat sich, vermutlich um meine Privatsphäre zu schützen, (danke dafür) entschieden, nicht alles aus meiner Email hier öffentlich zu machen.
Deshalb tue ich das:
"Liebes Freifunk-Team,
ich muss euch heute leider mitteilen, dass die Pfarrei St. Urbanus beschlossen hat, das Projekt Freifunk für das Pfarrbüro und das Michaelshaus einzustellen. Dies liegt an einer vorher nicht absehbaren Entwicklung: Unter den Flüchtlingen, die das FF genutzt haben, befanden sich mehr und mehr Menschen, die im Verdacht stehen Straftaten begangen zu haben. Das führte dazu, dass sich unbescholtene Flüchtlinge von den FF-Knoten ferngehalten haben, um nicht in Verdacht zu geraten, teil einer kriminellen Bande zu sein. Offenbar wurde in den letzten Wochen das FF nur noch von Menschen mit kriminellen Absichten genutzt.
Immer öfter war die Polizei vor Ort.
Als wäre das noch nicht schlimm genug, gibt es Anzeigen wegen sexueller Belästigung. Frauen trauen sich nicht mehr über die Domplatte zu gehen und nehmen Umwege - es gab Warnaufrufe per Facebook.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir das Freifunk wieder in Betreib nehmen - die Idee wird von mir und meinem Chef nach wie vor für sehr gut gehalten. Das Projekt ist unterstüztenswert. Allerdings wissen wir derzeit nicht, wie wir einer solchen Lage Herr werden sollen (und sind da für Vorschläge offen).
Der Router im Pfarrbüro ist von euch gespendet. Ich habe unlängst selbst welche angeschafft - ihr könnt den also gerne zurückhaben, wenn ihr wollt.
Lasst mich das einfach wissen.
Mit freundlichem Gruß
Mark Bothe"
Ich darf ergänzen, dass wir inzwischen konkret von der Polizei darum gebeten worden sind, den Router abzuschalten. Die Problematik ist also durchaus real.
Ich möchte den letzten Teil meiner Email besonders betonen: Wir haben schlichtweg keine Idee, wie sich ein Freifunk-Knoten aufrecht erhalten lässt, wenn wir begründet befürchten müssen, dass Menschen belästigt werden. Zudem erreichen wir eben genau nicht alle Flüchtlinge. Ich habe mit einigen gesprochen, die wir im Asylverfahren begleiten. Sie berichteten, sie hätten Angst, dort mit denen gesehen zu werden, die unter polizeilicher Beobachtung stehen.
Meiner Ansicht nach ließe sich das Problem wegen der baulichen Gegebenheiten auch nicht durch eine Ausweitung der Reichweite, oder der Einrichtung von Videoüberwachung beheben. Letztere würde zudem dem Grundgedanken hinter dem Freifunk Projekt widersprechen.
Genau deswegen habe ich, wenn auch in Klammern, um Vorschläge gebeten. Wenn ihr eine Möglichkeit seht, den Knoten in Betrieb zu nehmen, ohne dass die oben genannten Probleme wieder auftreten, schalten wir den Router wieder an.
Daher an dieser Stelle meine herzliche Einladung, sich die Situation vor Ort mit mir selbst einmal anzusehen. Meine Kontaktdaten:
Mark Bothe
St.-Urbanus-Kirchplatz 9
45894 Gelsenkirchen
Tel.: 0209-98895453
Email: post@mark-bothe.de