Blitzschutz anbringen

Hallo,

hat hier wer Erfahrungen mit dem Blitzschutz von Außenantennen?
Ich hatte erst einmal geschaut was es da so auf dem Markt ist und mich auf einen Ethernet Blitzschutz beschäftigt. Allerdings bin ich dann auf den Trichter gekommen das es reichen sollte einen Blitzschutz zwischen Antenne und Router anzubringen.

Würde mich interessieren ob es hier jemanden gibt der Praktische Erfahrungen hat?

Gruß
Thomas

Also gegen einen direkten Blitztreffer hilft die BlitzschutzLEISTE sicherlich nicht ^^

Das ist mehr für weit entfernte Treffer, die sich in Form eines kurzen Spannungsanstiegs auf der Telefonleitung/Hausanschluss bemerkbar machen.

Berufsbedingt: Ja.
Bei Wlan: Nein.

Grob gesagt: Bei direkten Treffern ist das Ziel, dass die Hütte nicht abfackelt. (sämtliche Elektronik, auch Elektrik wie „dummel“ Haushaltsgeräte darf man als Totalschaden buchen)

Bei entfernten Einschlägen (in der Nachbarschaft) ist das Ziel, dass die Sekundäreffekte einem nicht das Installationsnetz töten.
Das Problem ist nicht der Einschlag „an sich“, sondern dass der Peak auf verschiedenen Wegen mit unterschiedlichem Zeitverzug ankommt.
Das kann man sich vorstellen wie jemand, der auf einem Bootsanleger sitzt während in der Flussmitte ein schnelles Motorboot vorbeipflügt. Zum Ufer hin werden die Wellen immer höher und unterschiedliche Laufzeit-Effekte sorgen für Brechungen und Überlagerungen, so dass es Punkte gibt, an denen man mit Pech klitschnass wird.
Durch die „Erdung“ soll also nicht nur die Energie abgeleitet werden, sondern auch dafür gesorgt werden, dass der Spannungspeak auf den verschiedenen „Eingängen“ am Haus synchron bleibt.
„Eingänge“ wären z.B. Telefonnetz, Kabel-TV, Niederspannungsnetz, Leitungswassernetz (so noch metallisch). Dazu kommen jegliche Form von „Blitz-Antennen“, die aus der Wohnung herausragen und die auf ihrer Schirmung(!) Sekundärinduktion abbekommen. SAT-Antennenanlagen, DVB-T und ggf. auch irgendwelche langen 230V-Elektroleitungen die noch „irgendeinen entfernten Schuppen/Dachboden“ versorgen.
Es geht also gar nicht mal um „die Antennen“. Ein unterm Dach stehender Wlan-Router mit einem 30m Lankabel „nach unten“ kann gerne komplett ohne Antenne dastehen (nicht dass es sinnvoll wäre), wenn im Nachbarhaus der Blitz einschlägt ist der eigene Switch trotzdem hinüber. Und vermutlich auch noch viel mehr. Gleiches gilt auch für „Klingeln und Türsprechstellen“ vom Haus zum Garten-/Hoftor, wenn da noch traditionell ein Klingeldraht quer über’s Grundstück führt. So eine Antenne steht einer ungeerdeten Sat-Anlage nichts nach, selbst wenn sich alles maximal auf Schulterhöhe befindet.

Was kann man tun: Stichworte: Grobschutz, Feinschutz.
Wenn man eines davon weglässt wird das andere wenig bringen.

Die im Zubehörhandel erhältlichen „Blitzschutzleisten“ sind zwar nicht so, dass sie gar nichts bringen, sie können ein Ereignis etwas abmildern. Aber das ist dann die Kategorie „Motorradcrash mit unterschiedlichen Handschuhen“, wenn man sich den Lederkombi aber gespart hat…

Beim Grobschutz kann man schnell vier- und fünfstellig investieren, wenn man z.B. feststellt, dass das Gebäude nur an einem einzelnen Stab-Erder hängt, der Fundament-Erder fast weggegammelt ist oder der Ring-Erder schlicht nach 30 Jahren hinüber ist und jetzt einmal das Haus „rundum“ aufgegraben werden darf.
Und ja, es lohnt sich, wenn andernfalls die Gebäude-Feuerversicherung die ohnehin schon vierstelligen Jahresbeiträge verdoppelt.

Aber um zum Thema der Anfrage zurück zu kommen:
Meiner Meinung nach ist die Antenne selbst überhaupt nicht das Problem, sondern die Länge der metallischen Zuleitung, die ausserhalb der eigenen Bude hinausreiche. Die Frage sollte daher lauten: Blitzschutz an langen Ethernetkabeln und langen nachträglich verlegten Elektrokabeln.
Dagegen helfen nur solide Potentialausschleichschienen, die auch zu einem gemeinsamen Punkt am Gebäude mit hinreichend dickem GrünGelb zusammenlaufen. Funkenstrecken in Elektro-Unterverteilungen, und Switches mit Funkenstrecken/Varistoren, die im geerdeten Rack stehen und explizit sagen, dass sie z.B. „bis 4kV“ zumindest aufhalten können (unter Opferung des eigenen Lebens…)

6 „Gefällt mir“

Offiziell gehört bei der Ausseninstallation, entweder

bei extern abgesetzter Antenne ein entsprechend angeschlossenes N-Type Blitzschutzmodul

bei integralem PoE Antennen Router (z.B. Nanostation) ein rj45 Blitzschutzmodul in die Ethernetleitung

Dass dies im Ernstfall ggfs. einfach mitabfackelt ist dann „egal“, man hat seine Mitwirkungspflicht dann jedoch erfüllt und kommt nicht in Haftungsprobleme seitens der Versicherungsdeckung.

Wenn wir schon bei lustigen vergleichen sind. Ob man angeschnallt ist oder nicht, wenn man die Kontrolle verliert trifft man den Baum in beiden Fällen. In dem einen Fall kann die Vollkasko Versicherung dann Schwierigkeiten machen, in dem anderen nicht. Dass das Auto in beiden Fällen genau identisch zerstört ist hat dabei keine Auswirkung. :smiley:

P.S.: Die beiden angegebenen Quellen sind jeweils für den entsprechenden Bereich auch meine derzeitigen Favoriten bei der Beschaffung von Equipment. Allgemeines Montagezubehör bestelle ich bei http://eg-sat.de

2 „Gefällt mir“

Nur zum Verständnis…

Wenn ich eine Picostation im Dachgeschoss betreibe und diese außen am Dachfenster befestige, reicht es aus, wenn ich in der LAN-Anbindung (=Stromversorgung) ein RJ45 Blitzschutzmodul einsetze (das LAN-Kabel ist das einzige Kabel das nach außen führt und wird durch das Dachfenster nach außen gelegt)?
Funktionieren die Blitzschutzmodule auch in Kombination mit PoE-Adaptern?

Gruß Christoph

Siehe Link oberhalb

und Unterstützt IEEE 802.3af PoE.

Die Picostation ist komplett aus Kunststoff und hat keine eigene Erdungsschraube, entsprechend muss es reichen die Ethernetleitung abzusichern…

Danke für die schnelle Antwort

blitzschutz(erdung+potenzialausgleich) ist erforderlich wenn die antenne weniger als 2m unter der dachkante oder mehr als 1,5m von der wand herausragt.
http://www.voltimum.de/files/de/filemanager/voltinorms/voltinorms0725.pdf

die rj45 lösungen ohne eigenen erdungsanschluss haben deshalb sätze wie zb:
„Zusammen mit einem regulären Überspannungsschutz und Potentialausgleich lässt sich so beispielsweise die Infrastruktur in sicherheitsrelevanten Bereichen dauerhaft schützen.“ im Datenblatt.

rj45 lösungen mit erdung wie der oben genannte empfehlen:
„install two ETH-SPs: one near the CPE, and the other at the entry point to the building.“ beide davon geerdet, der zusätzliche als potenzialausgleich.

ergo: einzelne oder ungeerdete rj45 überspannungsschutze reichen im relevaten bereich nicht aus.
ob so ein einzelner ungeeerdeter rj45 überspannungschutz der versicherung ausreicht um zu zahlen wenn das haus abbrennt kann ich nicht sagen. kommt warscheinlich auf die güte der eigenen gebäudeversicherung/haftpflicht an.
verlassen würde ich mich aber nicht darauf, die suchen ja meißt nach gründen nicht bezahlen zu müssen. :slight_smile:

Gehen wir mal nur vom Standardfall aus, Massenware aus dem Discounter oder Amazon Regal.

Hier dann mal ein paar Thesen von mir, die jemand vom Fach mal zerlegen müsste:

  • Blitzschutz ist ungleich Erdung/Potentialausgleich, auch wenn beides in der Regel im Erdboden endet. Je nach Art und Alter der vorhandenen E-Installation kann es sogar sein das man mit dem angezapften Erdungsleiter der E.Installation noch nicht einmal im Boden endet, sondern nur im Hausstromnetz.

  • Potentialausgleich kann man gepflegt ignorieren, da die Geräte allesamt Geräte mit Berührungsschutz sind und entweder nen Wurfnetzteil haben oder aber PoE Netzeil, welches dann dafür zuständig wäre.

  • Die Erdung/Potentialausgleich der E-Installation als Blitzableiter „missbrauchen“ kann man machen, wird im Ernstfall aber die Situation eher verschlimmern. Eine extern abgeleitete Erdung wäre sehr aufwendig, zumal ein simpler Staberder wiederum nur der Erdung dient, die nicht notwendig ist, bei Blitzeinschlag aber weder das Kabel, noch der Staberder stand halten dürften.

  • Der Konstruktive Aufwand eines echten Blitzableiters, wenn keiner baulich vorhanden ist, ist enorm und steht in keinem Verhältnis. Aus meiner Sicht ist dieser aber auch nur an den Gebäuden notwendig, die ohnehin bereits über einen Blitzableiter verfügen, da er vorgeschrieben wurde.

1 „Gefällt mir“

Gibt es „einschlägige“ ( :-D) Erfahrungen mit den Blitzschutzsteckern, zb:

http://www.amazon.de/TP-Link-TL-ANT24SP-Netzwerk-W-LAN-Protector-silber/dp/B001OQQ026/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1426002381&sr=8-2&keywords=blitzschutz+wlan

Mutmaßlich ist bei einem Einschlag auch damit alles frtiert, aber mangels Erfahrung… Wer weiss…
Der Thread ist ja schon etwas älter… ggf hat jemand ein Erfahrungsupdate.

Ich sehe nicht, was das Ding helfen könnte.
Immerhin ist der Außenleiter doch offensichtlich durchgeführt.
Gegen Blitzschlag (auch sekundär) eher wohl nicht effektiv.
Ich würde eher auf gute Lan-Switches (ESD, Surge etc) und die in einer Unterverteilung montieren, die auch ins Schutzkonzept integriert ist. (Wer mag, der darf auch noch gern Funkenstrecken ins Patchpanel bauen)

Das ist alles kein Blitzschutz, sondern eher Überspannungsschutz.
(wenn man das Wort „Schutz“ ernst nimmt)

Bei Außeninstallationen die unter den von jim genannten Fall passen, fängt man den Blitz weit „über“ der Antenne ab. Dafür wird auch Blitzschutz Runddraht verwendet und in errechneten Abständen
außen am Haus abgeführt, dann wird das ganze direkt am Tiefenerder angeschlossen… usw.
Die schlechtere aber auch funktionierende Variante ist die Antenne direkt zu Erden mit
min. 1x16² (kein NYM für außen) zur Potentialausgleichsschiene oder Kreuzerder.

Alles andere ist nett falls irgendwo in der Nachbarschaft mal einer einschlägt, bei einem direkten
Einschlag in eine Außeninstallation wird das LAN Kabel zur Zündschnur und die Bude fackelt ab.
Der Adapter führt zwar ein kleines bisschen ab, aber ein Blitz hat soviel Energie das er
bei dem Querschnitt einfach überspringt.

LG

Naja in meinem konkreten Fall habe ich die Antenne direkt auf ein geerdetes Abdeckblech geschraubt (inkl. Montagewinkel galvanisch mit 4 Schrauben verbunden. Da sollte die Antenne geerdet sein, jedoch ging es mir um den ÜBERSPANNUNGSSCHUTZ, um den Router ggf zu schützen, manche „Schutzstecker“ haben das Wirkprinzip einer Schmelzsicherung, wobei hier der Fehlerstrom des Blitzes wohl schon zum Router Fritieren ausreicht.

Aber scheinbar ist das bisher bei jedem noch eine mehr oder weniger trübe Kristallkugel, weil der Blitz scheinbar noch keinem eingeschlagen ist.

Als Anschauungsobjekt:

mal ne frage diese Antenne auf diesen dach wieweit ist die Reichweite?
und welches Antenne model ist es?

1 „Gefällt mir“

in diesem konkreten beispiel kannst du überlegen eine der fangstangen nach oben zu verlängern damit die antenne komplett im „schutzwinkel“ ist und der blitz komplett dran vorbeigeht. berechnung dafür: http://vdb.blitzschutz.com/mhb/MHB_2012-10//06%20Fangeinrichtungen/6-1-1%20Planung%20und%20Entwurf%20der%20Fangeinrichtung.pdf

sofern ich gelesen habe ist alles was auf schmelzsicherung oder anderen leitungskappmethoden basiert zu langsam um da wirksam schäden abzuhalten.
gegen sekundär effekte hilft wohl nur potenzialgleich. https://www.satanlagenforum.de/resources/din-en-60728-11-vde-0855-1-erdungsvorschriften-abstande/4216
dh die kabelschirmungen vor und nach der elektronik nochmal extra zu erden.

hier mal zur anschauung warum man keinen blitz in irgendwelchen kabeln haben möchte :smile:


quelle: elysixx.deviantart.com

2 „Gefällt mir“