Fast korrekt!
Es war mehr als nur eine Bierlaune. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Menschen aus Düsseldorf, Mettmann, Wuppertal, Neuss (und ich meine auch Aachen). Man überlegte wie man diese einzelnen Freifunk Inselchen unter einen (Namens)Hut bringen könnte, was nicht ganz einfach war.
Irgendwie ist man dann auf das Rheinland gekommen, konkret auf die Rheinprovinz Rheinland von 1815 bis 1919. Irgendwie fanden das alle witzig und sympathisch, bis auf einige kleine Bedenken aus Richtung Wuppertal, da man sich dort eher dem Bergischen als dem Rheinischen verbunden fühlt. Dennoch gab es diesen Konsens.
Von Anfang an war es die Intention der Gründungsmitglieder, einen unverbindlichen und möglichst schwammigen geographischen Rahmen zu setzen. Protagonisten aus allen Himmelsrichtungen konnten mitmachen, mussten aber nicht. Als Verein wollte man maximal offen sein, Fähigkeiten und Wissen bündeln und so dem Aufbau eines dezentralen Netzwerkes in den Händen der Betreibenden Vorschub leisten.
Mitglieder sollten nicht nur den „Schutz“ einer Juristischen Person genießen sondern bekamen auch Hilfeleistung im Bereich der Community Infrastruktur. Das ist bis heute aktuell. (Ja ich kenne die Backbone Diskussion ) Anfangs sah die strukturelle Hilfe so aus, dass es ein Mailsystem inkl Mailinglisten für die Communities gab. Erst später kamen dann VPN Schwedenexits hinzu, die dann irgendwann zu eigenen „Supernodes“ wurden. Aus den Mailinglisten wurde diese Discourse Instanz hier, die zuvor unter „forum.freifunk-rheinland.net“ lief.
Gleichzeitig war der Verein von Anfang an politisch tätig. Die Störerhaftung wollte man bekämpfen, indem man „Erstinstallationsprotokolle“ an Nodeaufsteller verteilte, die dokumentieren sollten, dass an dem Anschluss noch eine andere Instanz (der Verein) für Datenverkehr sorgt. Somit sollten die von der Gegenseite damals sehr intensiv genutzten Abmahnungen wegen Urheberrechtsverletzungen infrage gestellt werden und eine neue juristische Fragestelltung aufgeworfen werden, die gerichtlich Behandelt werden sollte. Dieses Vorhaben führte zur „Operation Störerhaftung“, die bundesweit wahrgenommen wurde inkl. dazugehöriger Spendenkampagne für den Gang durch die Instanzen. Leider wurde daraus nichts, da die Gegenseite kein Interesse an gerichtlichen Auseinandersetzungen hatte. Es machte den Eindruck, der Status quo sollte erhalten bleiben. Die Spendeneinnahmen wurden durch einen Mitgliederbeschluss dazu verwendet die negative Feststellungsklage aus Richtung Berlin mit zu finanzieren und Hardware für den einen „Providerbetrieb“ zu beschaffen. Das waren die Anfänge von AS201701 und dem Rheinland Backbone. Der Backbonebetrieb ist also als Weiterführung der Operation Störerhaftung zu betrachten.
In schon in der Gründungsphase gab es zudem die Absicht die Gemeinnützigkeit anzustreben. Damals noch komplizierter als heute, weil Freifunk kein Begriff war. Nach einem langem Abstimmungsprozess mit dem zuständigen Finanzamt ist es jedoch tatsächlich gelungen. Meines Wissens, war es zugleich der erste Verein bundesweit mit „Freifunk“ im Namen, der die Gemeinnützigkeit erlangte. Zuvor tat es nur der Förderverein Freie Netzwerke e.V (Träger von Freifunk.net) aus Berlin. Viel Hintergrundarbeit der Vereine und eine grandiose Leistung der Communities haben dazu geführt, dass heute auf höchster nationaler politischer Ebene über das „Digitale Ehrenamt“ gesprochen wird.
Ich komme mir gerade so ein bisschen vor wie bei „Opa erzählt vom Krieg“ aber es war durchaus oft ein Kampf gegen Strukturen die nicht auf unserer Seite waren, aus verschiedensten Gründen.
Rückblickend muss ich schon sagen, dass ist auf das Geschaffte sehr stolz bin und mich freue Teil dieser Bewegung zu sein. Der Freifunk Rheinland e.V. als Verein innerhalb dieser Bewegung ist etwas sehr Wertvolles geworden. Unterstützt ihn, wo ihr könnt. Sei es durch Mitgliedschaften oder Spenden. Denn viel zu oft wird man politisch leider erst wahrgenommen, wenn man entsprechende Mitgliederzahlen und Spendeneinhänge zu verzeichnen hat.
Ich bin überzeugt davon, dass der Kampf um die Hochheit der Datennetze erst bevor steht. In meiner Zukunft sind diese Datennetze das Bindeglied der Gesellschaft und sollten auch in Händen der Nutzenden verbleiben.
Achja, sorry für Off-Topic