Hallo,
puh - danke zunächst für die Rückmeldungen.
Soweit ich verstehe ist die Essenz einerseits, dass Backbone sei gut und wichtig - andererseits, gibt’s Ablehnung dagegen, dieses Thema zu diskutieren. Ich find’ beide Sichtweisen schwierig.
Für mich geht es bei Freifunk darum, dezentrale Netze zu bauen, die nicht zentral gefiltert, überwacht oder zensiert werden können - ich mache Freifunk um solche Netze zu bauen. Das FFRL-Backbone ist eine zentrale Instanz, an der (technisch gesehen) überwacht, geloggt und gefiltert werden kann.
Das Backbone wurde damals mit Geld aus der Operation Störerhaftung finanziert - als Weg trotz Abmahnungen Freifunk machen zu können.
Die Störerhaftung wurde im letzten Jahr abgeschafft - das Backbone hat seinen Zweck erfüllt. Damit sind wir in der Situation, in der wir entscheiden müssen, was mit dem Backbone passieren soll.
Sowie ich Freifunk wahrnehme, bin ich nicht der einzige der ein Problem damit hat, Freifunk mit zentralisitschen Strukturen zu bauen. Neben „Freifunk verbindet“ ist kinolux Note zu Freifunk interessant.
Im Rahmen von Freifunk haben sich viele Gedanken darüber gemacht, wie wir Netze bauen können, die nicht auf Admins und zentrale Strukturen angewiesen sind; es ist Projektziel.
Vor diesem Hintergrund ist’s wichtig darüber zu diskutieren, wir wir dieses Ziel erreichen können. Eine Initiative, die sich nicht darüber austauscht, wie sie Ihre Ziele erreichen kann ist entweder tot oder hat sich andere Ziele gesucht.
Verfolgt Ihr noch das Ziel ein dezentrales, teils instabiles amatuer-Mesh-Netz zu bauen oder ist Euch ein performanter Internet-Zugang wichtiger?
Ich möchte mich nicht von dem Ziel verabscheiden, dezentrale Netze zu bauen. Ich finde es entäuschend, dass der Anspruch hier verloren zu gehen scheint.
Für die Dezentralität wäre wichtig, dass das FFRL Backbone beliebig wird. Es darf nur ein Weg unter vielen sein, wie ein Node auf das Internet zugreift. Jede einzelne Freifunkerin / jeder einzelne Freifunker muss selbst entscheiden können, ob sie oder er das FFRL-Backbone nutzen möchte. Selbstbestimmung ist Kernziel.
Ein Ausbau auf 40 GBit/s arbeitet dagegen: Einerseits sind immer mehr Nodes vom FFRL-Backbone abhängig, andererseits wird es zur Normalität, dass Freifunker als Admins das Netz zentral verwalten. Autsch.
Ich seh’ viele Wege mit dem Schlamassel konstruktiv umzugehen:
- Stellen wir klar (Homepage, etc.), dass der FFRL-Backbone in erster Linie ein Hack für die Störerhaftung war.
- Machen wir das Backbone unwichtig, indem andere Wege aufzeigen: In der Doku zum Backbone sollte an erster Stelle stehen, welche Alternativen gut möglich sind.
- Machen wir das Backbone beliebig, indem wir einen einfachen Wechsel zu anderen VPN-Providern erlauben.
- Konzentrieren wir uns auf Bildung und Verbreitung: Zeigen wir auf, wie Freifunk funktioniert und welche Wege es gibt, ohne den Strukturen wie den FFRL e.V. Freifunk zu machen. Die Routing-Days waren eine gute Idee, Wissen zu verbreiten.
Ich seh hier Optionen, ein Projektziel, jede Menge interessante Dinge und kein unlösbares Spannungsfeld.
Vor diesem Hintergrund finde ich’s fatal, das Backbone einfach nur auszubauen ohne dieses Punkte zu adressieren.
Gruß, yanosz