Okay, das ist definitiv komisch, aber gut ![:frowning: :frowning:](https://forum.freifunk.net/images/emoji/google/frowning.png?v=12)
Ich hatte eben eine Diskussion im IRC, und dann noch einmal unter einigen Aachenern Freifunkern. Mir ist dabei aufgefallen, dass wir größtenteils nicht über das big picture gestritten haben, sondern über Formulierungen, die zwar sicherlich von den Autoren vernünftig gemeint sind, aber von anderen Lesern auf sehr verschiedene Weisen interpretiert werden können. Viele Phrasen sind zu schwammig, klare Definitionen fehlen.
Das Dokument ist leider nicht verbindlich genug, um entstehende Konflikte auflösen zu können, aber schwammig genug, um Konflikte weiter anheizen zu können. Ich habe die Sorge, dass wir, wenn dieses MoU ein „offizielles“ Dokument wird, wir mit endlosen „Bibelstunden“ zu tun haben, wo lang und breit diskutiert wird, ob ein gewisser Vorschlag einer Community mit dem MoU vereinbar ist, ohne dass man zu einer Lösung kommen kann.
Ich habe Ende der Woche eine kleine Klausur. Danach werde ich mal einige Pull Requests machen, wo ich einige schwammige Sätze ändere, dass dort weniger Interpretationsspielraum ist.
Beispiel:
Veränderungen werden von allen Aktiven gemeinschaftlich beschlossen, nicht nur von Mitgliedern eines Trägers oder Vereins.
Frage: Was ist ein Aktiver? Alle Knotenbetreiber? Nur Stammtischbesucher? Alle Mailinglistenmitleser? Nur Leute die sich regelmäßig mal bei irgendwem melden? Administratoren?
Bedeutet gemeinschaftlich beschließen, dass man einen Mehrheitsentscheid macht, ähnlich zu einer Vereinsvollversammlung? Eigentlich gibt es 200 „Aktive“, aber nur 3 sind gekommen, also darf man Veränderungen mit 2:1 beschließen? Oder müssen unbedingt alle Leute irgendwie abrufbereit sein, und mitstimmen? Muss Konsens herrschen oder reicht eine Mehrheit?
Man sieht, allein über den einen Satz kann man ewig streiten. Und erfahrungsgemäß ist es immer so, dass man genau in einem bereits existierenden Konflikt klare Richtlinien braucht. Wenn das MoU eine Richtschnur sein möchte, dann leistet sie aber nicht mehr als nur ein weiteres Mittel, den Streit weiter anzuheizen.
Nach Diskussion im IRC habe ich es so verstanden, dass man nur möchte, dass eben nicht Vereinsstrukturen mit Mitgliederzwang entstehen, die andere Leute aktiv ausschließen können. Das passiert auch öfter im Dokument, man möchte etwas ausdrücken, was man nicht haben möchte, formulier es aber positiv, also einen möglichen Optimalzustand, was natürlich eine andere Aussage ist.
Wenn ich es in dem konkreten Beispiel versuchen sollte, besser zu machen, würde ich es umformulieren als:
Entscheidungen, die die gesamte lokale Community betreffen, dürfen nicht in geschlossenen Kreisen, Vereinsstrukturen oder Trägerschaften geschlossen werden, sondern der Entscheidungsprozess soll öffentlich geführt werden. Alle mit Interesse an Freifunk haben ein Mitspracherecht und sollen stets eine Plattform haben dies auch auszuüben. Es liegt den Interessenten aber auch immer frei, sich nicht zu Wort zu melden.
Dies nur als schnelles Beispiel, der Rest kommt dann am Wochenende. Ich bin mir aber sicher, da kann man auch dran rummeckern, das ist definitiv keine leichte Aufgabe.
Mal schauen wieviel angenommen wird.