Entwurf: Freifunk Memorandum of Understanding

Hallo zusammen,

eben im IRC wurde ich auf einen Entwurf namens „Freifunk Memorandum of Understanding“ aufmerksam, der wohl aus einer Diskussion beim WCW entstanden ist, bei dem ich nicht anwesend sein konnte.
Meines Verständnis nach, ist dort der Wunsch, zu definieren, was genau eigentlich Freifunk ist. Oft wurde dazu bisher das PPA herangezogen. Dies ist aber nur eine Untermenge dieses neuen MoU, in dem Sinne dass alle Freifunknetze sich ja an das PPA halten, aber weiterreichende ethische oder politische Aspekte darin ja nicht behandelt werden.

Wäre ich nicht zufällig im IRC gewesen, hätte ich von diesem Entwurf noch nicht erfahren, darum wollte ich es mal im Forum posten, damit auch hier alle Bescheid wissen. Jeder ist eingeladen, Pull Requests zu senden, oder Kommentare zu leisten. Da dieses Dokument wohl ein Versuch ist, auf einen Konsens zu kommen, ist dies auch sehr wichtig.

Link: GitHub - freifunk/MoU: Memorandum of Understanding

Gruß
David

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Die Nomenklatur im „Free Radiocommunication“-Bereich wird mir langsam immer unheimlicher … :cold_sweat:

Sorry but I could not resist.

Ich sehe da derzeit einen ziemlich zahnlosen Papiertiger.

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Just for the record :wink:

Es wurde am 15.5. auch im Freifunkblog und in den Community Feeds veröffentlicht.

http://blog.freifunk.net/2015/memorandum-understanding

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Woran man sieht, dass dieses Forum nach wie vor nicht bei vielen FreifunkerInnen angekommen ist, insbesondere bei freifunk.net.
Da täte ein Link direkt in einfach auffindbaren Seiten gut.

Nicht dass Diskussionen hier grundsätzlich produktiv wären, aber immerhin würde ich ihnen mehr Struktur zurechnen als vielen Mailinglistenpostings.

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Wie meinen?

[quote=„adorfer, post:5, topic:5233“]
Woran man sieht, dass dieses Forum nach wie vor nicht bei vielen FreifunkerInnen angekommen ist, insbesondere bei freifunk.net.
[/quote] Es gibt keine Foren-Pflicht. Wenn du findest, dass ein Hinweis auf dieses MoU im Forum, welches eigentlich gar kein Forum ist, fehlt, dann poste doch einfach diesen Hinweis.

Es wurde auf dem WCW nur vorgestellt. Entstanden ist es im kleinen Kreis des Freie Netzwerke e.V. Es ist ein Entwurf. Wie und wo das aber diskutiert und weiter ausgearbeitet wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Was man aber spüren konnte ist, das diejenigen die voll hinter diesem Dokument stehen Andersdenkenden klar zu verstehen geben das man sich doch dann bitte anders bezeichnen sollte, wie z.B. Librefunk oder einen sonstige Namen.

Auf dem WCW wurde so ein nettes Spielchen getrieben mit aufstehen und die einen die es gut finden an die eine Wand stellen und die anderen bitte an die Gegenüberliegende. Ich fand das etwas befremdlich und fragte dann, wo das MG hinzielen wird. :wink:

Das Forum ist bei den „alten“ Freifunkern so ziemlich verpönt meiner Meinung nach. Ich sehe da aber kein Problem drinne. Jeder nutzt die Kommunikationswege die er gerne mag.

Einige organisieren sich lieber über Mailinglisten, da war auch vom der „Freifunk Absichts-(of)-Erklärung“ zu erfahren.
Mailinglisten sind aber imho seit den 80ern out… :sleeping: .

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Ich benutze sie noch sehr gerne eigentlich. Gerade auf dem Smartphone kann man schnell die neuen Beiträge konsumieren. Antworten tue ich meistens aber dann lieber auf einem richtigen Mailclient am PC, wenn Antworten mehr Umfang haben sollen. Kleine Antworten sind auch am Smartphone schnell getippt.

Okay, das ist definitiv komisch, aber gut :frowning:

Ich hatte eben eine Diskussion im IRC, und dann noch einmal unter einigen Aachenern Freifunkern. Mir ist dabei aufgefallen, dass wir größtenteils nicht über das big picture gestritten haben, sondern über Formulierungen, die zwar sicherlich von den Autoren vernünftig gemeint sind, aber von anderen Lesern auf sehr verschiedene Weisen interpretiert werden können. Viele Phrasen sind zu schwammig, klare Definitionen fehlen.

Das Dokument ist leider nicht verbindlich genug, um entstehende Konflikte auflösen zu können, aber schwammig genug, um Konflikte weiter anheizen zu können. Ich habe die Sorge, dass wir, wenn dieses MoU ein „offizielles“ Dokument wird, wir mit endlosen „Bibelstunden“ zu tun haben, wo lang und breit diskutiert wird, ob ein gewisser Vorschlag einer Community mit dem MoU vereinbar ist, ohne dass man zu einer Lösung kommen kann.

Ich habe Ende der Woche eine kleine Klausur. Danach werde ich mal einige Pull Requests machen, wo ich einige schwammige Sätze ändere, dass dort weniger Interpretationsspielraum ist.
Beispiel:

Veränderungen werden von allen Aktiven gemeinschaftlich beschlossen, nicht nur von Mitgliedern eines Trägers oder Vereins.

Frage: Was ist ein Aktiver? Alle Knotenbetreiber? Nur Stammtischbesucher? Alle Mailinglistenmitleser? Nur Leute die sich regelmäßig mal bei irgendwem melden? Administratoren?
Bedeutet gemeinschaftlich beschließen, dass man einen Mehrheitsentscheid macht, ähnlich zu einer Vereinsvollversammlung? Eigentlich gibt es 200 „Aktive“, aber nur 3 sind gekommen, also darf man Veränderungen mit 2:1 beschließen? Oder müssen unbedingt alle Leute irgendwie abrufbereit sein, und mitstimmen? Muss Konsens herrschen oder reicht eine Mehrheit?

Man sieht, allein über den einen Satz kann man ewig streiten. Und erfahrungsgemäß ist es immer so, dass man genau in einem bereits existierenden Konflikt klare Richtlinien braucht. Wenn das MoU eine Richtschnur sein möchte, dann leistet sie aber nicht mehr als nur ein weiteres Mittel, den Streit weiter anzuheizen.

Nach Diskussion im IRC habe ich es so verstanden, dass man nur möchte, dass eben nicht Vereinsstrukturen mit Mitgliederzwang entstehen, die andere Leute aktiv ausschließen können. Das passiert auch öfter im Dokument, man möchte etwas ausdrücken, was man nicht haben möchte, formulier es aber positiv, also einen möglichen Optimalzustand, was natürlich eine andere Aussage ist.

Wenn ich es in dem konkreten Beispiel versuchen sollte, besser zu machen, würde ich es umformulieren als:

Entscheidungen, die die gesamte lokale Community betreffen, dürfen nicht in geschlossenen Kreisen, Vereinsstrukturen oder Trägerschaften geschlossen werden, sondern der Entscheidungsprozess soll öffentlich geführt werden. Alle mit Interesse an Freifunk haben ein Mitspracherecht und sollen stets eine Plattform haben dies auch auszuüben. Es liegt den Interessenten aber auch immer frei, sich nicht zu Wort zu melden.

Dies nur als schnelles Beispiel, der Rest kommt dann am Wochenende. Ich bin mir aber sicher, da kann man auch dran rummeckern, das ist definitiv keine leichte Aufgabe. :wink: Mal schauen wieviel angenommen wird.

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Ich bin gerade bezüglich Smartphone-Nutzung völlig anderer Ansicht, werde das aber in diesem Thread nicht begründen. (Und werde den Thread auch nicht auftrennen, weil das hier neuerdings als unstatthaft gilt.)

Ich habe es auf dem WCW so verstanden das es gar nicht großartig geändert werden soll, nur damit sich Jeder oder jede Community darin wiederfindet. Sondern es den Rahmen abstecken soll was sich Freifunk nennen dürfen soll und was nicht.

Ich sehe momentan nicht, welchen derzeit existierenden Communities konkret(!) damit etwas gesagt werden soll von wegen „da ist die Tür“.
Ich wüsste also derzeit weder von einer erzkatholischen, faschistischen oder evangelikalen Community.
Ob wir natürlich mit diesem MoU weiterhin Router auf (katholische) Kirchen installieren dürfen ist mehr als fraglich. Vermutlich werden wir dort dann umdenken/abbauen müssen wo das bereits geschehen ist. Immerhin befinden diese Router sich ja im Besitz der Kirche. (Merke: Es wird im MoU-Proposal ein klarer Unterschied zwischen RouterbetreiberInnen und RouterBesitzerInnen gemacht.)

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Ich war nicht auf dem WCW und kann absolut nichts dazu sagen, aber da es sich selbst als Entwurf bezeichnet und auf Github liegt, habe ich starke Hoffnung, dass inhaltliche Vorschlage erwünscht sind.

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Nennt sich Aufstellung und ist ne gute Methode mit 60+ Menschen im Raum in 60 Sekunden mal zu erfahren wie die zu einem Thema stehen.
Und wie ich es gesehen und gehört habe war das MoU sehr positiv aufgenommen und für hilfreich erachtet - auch wenn konkrete Kritik an einigen Forumlierungen gab. Die genannten Kritikpunkte halte ich aber alle für lösbar. Das betrifft z.b. Aspekte wie „mit dem erhobenen Zeigefinger (tonalität)“, Redundanzen als auch Klarheit. Es liegt in der Natur eines solches Positionspapiers („MoU“) das es nicht unbedingt immer konkret ist - was bei der dezentralen Natur von FF ja auch nicht unbedingt angezeigt wäre - es ist eben nicht jede Community wie die andere und das ist auch gut so.

Hier wäre abzuwarten wie sich das „Advisory Council“ einrichtet (welches nicht im MoU verankert ist, aber wer den Begriff das erste mal hört möge mal Nachlesen)

Und ja: Ich halte das auch grundsätzlich für ne gute Idee darüber nachzudenken was FF (jenseits der PPA) ist und sich gegebenenfalls daran zu reiben.

Wenn schon jemand laut darüber nachdenkt einen Werbeblocker in FF einzubauen, dann zeigt es das es Bedarf an „erörterung“ gibt.

Insgesamt war das WCW von einer sehr konstruktiven Attitüde geprägt und ich würde es begrüssen wenn in einer evtl. die Diskussion hier auch „konstruktiv“ im Vordergrund stände.

Das ist kein uneigennütziger Appell:
Mein Popcorn ist alle (wg P…y) :wink:

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Ich denke, dass wir durchaus schnell Klarheit brauchen über die Vereinbarkeit von Zusammenarbeit mit Organisationen, die in Fragen der geforderten Gleichberechtigung und Akzeptanz von sexuellen Identitäten nicht mit Freifunk vereinbar sind. Das wird nicht nur bei einigen Glaubensgemeinschaften, sondern eventuell bei der Zusammenarbeit mit Parteien aus dem konservativen Spektrum klare Grenzen aufzeigen.

Oder ganz banal: Wie verhalten wir uns als Freifunker gegenüber Parteien, die eventuell im Bundestag einer Neuauflage der Vorratsdatenspeicherung (egal ob nun als „Mindestspeicherdauer“ gelabelt oder wie auch immer) zustimmen, was zumindest der Vorstellung des MoU komplett zuwiderläuft.

Ich denke wir sollten da unser „Tagesgeschäft“ vom politischen trennen. Bitte erst lesen, dann aufregen :wink:

Jeder und jede Organisation die sich an die deutschen Gesetze halten, sollte Freifunk offen stehen. Selbst wenn wir denjenigen nicht mögen ( in diesem Fall die „?konservative Partei?“ )
Warum auch nicht. Erstens sollte jeder gleich behandelt werden, und zweitens lernen sie FF kennen, und damit auch zu schätzen.

Dies gilt aber nicht für unsere politische Arbeit.Dort sollten wir dann kritisch und aktiv gegen solche Leute vorgehen. Auch auf die Gefahr hin, das sie dann im Tagesgeschäft kein FF mehr wollen.

PS: Ich weiss, viele werden sich über den Ausdruck tagesgeschäft aufregen. Sry aber das Tagesgeschäft von FF ist und bleibt meines Erachtens der Ausbau des Netzes ( in jeglicher Form ). Ich möchte alle politischen und moralischen Bestrebungen von FF nicht schmälern. Im Gegenteil. Sie sollten das Herz von FF sein. Aber ohne Netz bringt Politik nix ( mit Politik meine ich, das wir Einfluss auf Gesetzeslage nehmen ) .
Jeder der möchte darf den Ausdruck gegen einen anderen seiner Wahl austauschen.

PS2: Grundsätzlich finde ich das Memorandum gut. Auch wenn da viel platz ist für Interpretation ( was ja auch gewünscht ist.)

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Ich finde das MoU zumindest mal interessant. Man erkennt schon deutlich die Berliner Einfärbung, aber dadrüber rege ich mich nicht (mehr) auf. Vielleicht findet sich aus den „Freifunk mit Gluon“-Communities jemand, der da mitschreiben will und ein paar Sätze einbaut warum zentrale Gateways, die von Adminteams betreut werden, doch kein Hexenwerk sind und unter welchen Bedingungen das so ist.

Bei den Zielen von Freifunk fehlt mir noch ein bisschen was. Ich finde es z.B. ein gutes Ziel Flüchtlinge mit der Möglichkeit auszustatten mit ihrer Heimat zu kommunizieren. Flüchtlinge haben aber nunmal andere Probleme als sich tiefergehend mit Mitmachnetzen zu beschäftigen.
Freier Zugang zu Kommunikationsmitteln ist für mich ein Grundrecht.

Außerdem finde ich diesen „Gesinnungstest“ doch sehr schräg. Soll jeder vor einem Treffen einen Fragebogen beantworten und wer beurteilt ihn dann? Wie soll das praktisch gehen? Wir stellen unsere Software frei zugänglich ins Netz und jeder, der bei sich zu Hause das WLAN eingerichtet hat, schafft es sie aufzuspielen und zu nutzen (zumindest bei Freifunk Gluon).
Wir können kaum verhindern, dass Menschen Freifunk betreiben, die nicht den Idealen entsprechen und genauso wenig können wir verhindern, dass die Ortsgruppe der NPD einen Freifunkknoten betreibt. Wir können uns nur klar dagegen positionieren und ihnen die Lust auf Freifunk nehmen, indem wir eben Flüchtlinge unterstützen und ihnen bei Freifunktreffen zu verstehen geben, dass sie nicht erwünscht sind.
Hätte ich jetzt viel Langeweile und Zeit würde ich übrigens noch fragen, warum das nur für rechte und nicht auch für linke Extremisten gilt. Das führt aber zu Diskussionen, die keiner wirklich haben möchte :wink:

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Ein Déjà-vu… und dann fingen sie an die Satzung zu optimieren. Erst mit Absichtserklärungen. Dann mit Positionspapieren und der GO. Der Anfang vom schleichenden Ende. Intern im überschaubaren Kreis, da wo sich wer auskennt!

Und beschlossen wird das erfahrungsgemäß mit 15 von 150 Leuten mit 8:7 Stimmen.

Wenn man sowas macht, dann muss das in sagen wir 8 bis 12 Zeilen als Preambel der Vereinssatzung passen. Es muss für jeden Menschen sofort klar, eindeutig u verständlich sein. Alles anders ist Vereinsmeier-Mist für Menschen mit Freude an der gepflegten Deutschen Detail-Regelungslust.

Satzungsänderungen (das MoU ist keine, weiss ich. Halte ich aber für ein U-Boot, das berühmte Positionspapier) sind meiner Meinung nach zeitnah öffentlich zugänglich zumachen, damit jedes Mitglied die zur Kenntnis nehmen kann bevor die irgendwo verbindlich werden oder mein einfach von wem im Gespräch dazu angehauen wird.

Disclaimer: Nein, ich verschwende darauf keine Zeit, erlaube mir diese Kritik trotzdem.

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Ein Positionspapier eines Vereins in einem GIT per Pull-Requests zu erstellen mag für ProgrammiererInnen einleuchtend erscheinen. Vermutlich ist es sogar verdammt effizient.

Meiner Wahrnehmung nach erfüllt es jedoch nicht die Kriterien an einem niedrigschwelligen (um nicht zu sagen inklusionistischen) Angebot zur Diskussion und Zusammenarbeit.

Oder klarer gesagt: Wenn man ein Tool nimmt, was mehrheitlich nur opensourceaffine Techniknerds überhaupt bedienen können: Was wird dabei wohl herauskommen?
Selbst wenn es hinterher eine Abstimmung darüber geben sollte, vermute ich, dass sich viele Leute schlicht nicht mitgenommen fühlen werden.